Bischöfe tagen erstmals in Hamburg und im Hotel - Eröffnungsgottesdienst live

Doppelte Premiere

Die katholischen Bischöfe aus ganz Deutschland treffen sich in der kommenden Woche in Hamburg: zur Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Zum ersten Mal findet die Konferenz im Erzbistum Hamburg statt - und erstmals tagen die Bischöfe in einem Hotel. Themen sind katholische Schulen, die Wirtschaftskrise, Globalisierung und auch der Konflikt um die Pius-Bruderschaft. Den Eröffnungsgottesdienst der Vollversammlung in der Hohen Domkirche St. Marien überträgt domradio.de am Montag live ab 18.30 Uhr in Bild und Ton.

 (DR)

Für eine Woche ist Hamburg katholisch geprägt: 68 Bischöfe nehmen hier vom 2. bis 5. März an der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz teil. So weit nördlich hat die Vollversammlung noch nie getagt, und so viele katholische Würdenträger hat die Hansestadt auch noch nie zu Gast gehabt. Dabei wird den Kardinälen, Erzbischöfen, Bischöfen und Weihbischöfen auch Touristisches geboten: eine Hafenrundfahrt steht auf dem Programm.

Ein dichtes Arbeitsprogramm bestimmt die Hamburg-Tage. Erarbeitet wird eine Stellungsnahme zur aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise. Gäste aus Wirtschaft und Politik sind allerdings nicht eingeplant. Weitere Themen sind die Seelsorge in der Palliativ-Medizin (Sterbebegleitung), Zukunft der Pflege und die Unterrichtsqualität an katholischen Schulen. Weil das Erzbistum kein größeres Gästehaus besitzt, wird die Konferenz erstmals in einem Hotel tagen.

Anderthalb Stunden Zeit wollen sich die 68 Bischöfe unter ihrem seit einem Jahr amtierenden Vorsitzenden, dem Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, für die Debatte zum Thema Traditionalisten nehmen. Emotionen nicht ausgeschlossen. Denn dabei dürfte es auch um die Kritik gehen, die einige Bischöfe am Vatikan geübt hatten.
Oberhirten in Bayern und darüber hinaus scheinen verärgert über die Tonlage mancher ihrer Amtsbrüder. Aber auch aus dem Vatikan ist zu hören, dass dort Verstimmung über manche bischöfliche Äußerung aus Deutschland herrscht.

Im protestantischen Hamburg
Hamburg war noch nie Gastgeber der Bischofskonferenz. Dies liegt vor allem daran, dass das Nord-Bistum erst seit Anfang 1995 existiert. Im Jahre 831 wurde ein Erzbistum in Hamburg gegründet, aber schon 17 Jahre später nach Bremen verlegt. Nach der Reformation wurde die Hansestadt evangelisch und Norddeutschland von katholischer Seite zunächst dem Kölner Dom unterstellt. Über die Jahrhunderte lebte Hamburg weitgehend ohne Bischöfe. Erst 1933 wurde Simon Schöffel erster evangelischer Bischof und dann 1959 Johannes von Rudloff erster katholischer Weihbischof (Hilfsbischof).

Knapp 400.000 katholische Christen zählen zum Erzbistum, das sich über Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg (ohne Vorpommern) erstreckt. Es ist neben Berlin das einzige mit west- und ostdeutschen Regionen. Flächenmäßig ist Hamburg das bundesweit größte Erzbistum. Zahlenmäßig dagegen ist es zumindest im Westen das kleinste. Alleine in Köln etwa leben rund 400.000 Katholiken.

Der Anteil der Katholiken beträgt im Nord-Bistum knapp sieben Prozent. Dass es in Hamburg mit rund zehn Prozent vergleichsweise viele sind, liegt auch an den Zuwanderern aus Polen, Spanien und Italien. Mecklenburg zählt dagegen nur 3,3 Prozent Katholiken.

Nach dem eher zurückhaltenden ersten Erzbischof Ludwig Averkamp hat 2002 Werner Thissen die Leitung des Nord-Bistums übernommen. Der 71-Jährige stammt vom Niederrhein und war zuletzt Weihbischof in Münster. Der volksnahe Theologe pflegt gute Kontakte zur evangelischen Bischöfin Maria Jepsen und ist begeisterter Fußball-Fan. Dass der HSV am vorigen Wochenende nach einem Sieg über Leverkusen die Tabellenspitze übernommen hat, dürfte beim Erzbischof zusätzlich für gute Laune sorgen.

Anders als etwa der Kölner, Aachener oder Limburger Dom ist der «Hamburger Dom» ein lauter und vergnüglicher Ort. Der «Dom» auf dem Heiligengeistfeld ist mit rund 260 Schaustellern das größte Volksfest im Norden und findet dreimal im Jahr statt. Der Name geht zurück auf den mittelalterlichen Mariendom, der nicht nur Ort der Heiligen Messe, sondern auch der Händler und Spielleute war. Als Hamburg evangelisch wurde, verlor der katholische Mariendom seine Bedeutung und wurde 1805 abgerissen. Die Kaufleute und Gaukler suchten sich daraufhin eine neue Bleibe auf dem Heiligengeistfeld. Heutige Domkirche ist St. Marien im Stadtteil St. Georg.

Parallel zur Vollversammlung treffen sich auch die Bischofsfahrer. Martin Colberg, Chauffeur von Erzbischof Thissen, hat für seine 35 Kollegen ein buntes Programm zum Thema Verkehrsmittel zusammengestellt. Neben der Hafenrundfahrt zählen dazu auch ein Besuch bei dem Flugzeugbauer Airbus, der Modell-Eisenbahn «Miniatur-Wunderland» und der Schiffswerft Blohm+Voss.