Latent aggressive Stimmung und alkoholisierte Jugendliche an Karneval

Torkeln statt Schunkeln

Eine latent aggressive Stimmung einzelner alkoholisierter Karnevalsbesucher beklagt die Polizei in Köln. Und: die Alkoholopfer werden immer jünger. Der Maltester-Hilfsdienst berichtet von Elfjährigen, die behandelt werden mussten. Das Problem besteht nicht nur an Karneval: 2008 wurden über 23.000 junge Menschen zwischen 10 und 20 Jahren volltrunken in Kliniken gebracht - deutlich mehr als in den Jahren zuvor.

 (DR)

Jugendschützer rufen nicht nur zu Karneval zu mehr Kontrollen beim Alkoholverkauf auf. Vor allem Kioske und Tankstellen hielten sich oft nicht an das Verbot für unter 16-Jährige, kritisiert die NRW-Landesstelle Kinder- und Jugendschutz (AJS). Auch Geschäfte und Party-Veranstalter sähen oft nicht genau hin. Die Ordnungsbehörden sollten daher mehr kontrollieren.

In Kommunen, die Kontrollen durchführen, sei der unerlaubte Alkoholverkauf deutlich zurückgegangen, betonte die Jugendschutzstelle. Hochprozentige, branntweinhaltige Getränke dürften keinesfalls an Jugendliche verkauft werden; das schließe auch Mixgetränke wie Alkopops ein. Außerdem gilt seit 2008 das Rauchverbot für Jugendliche und ein Verkaufsverbot von Zigaretten an diese.

«An den Karnevalstagen stehen die Erwachsenen in der besonderen Verantwortung, Kinder und Jugendliche vor den Gefahren des Alkoholkonsums zu schützen», erklärte AJS-Vorsitzender Jürgen Jentsch. Gerade Eltern könnten durch Gespräche über die Risiken aufklären. Wichtig sei es auch, mit den Kindern Ausgehzeiten festzulegen. Discobesuche sind laut AJS für unter 16-Jährige nur in Begleitung eines Erziehungsbeauftragten erlaubt. Zwischen 16 und 18 Jahren dürfen sie bis 24.00 Uhr dort feiern.

Krankenkasse: Exzessiver Alkoholkonsum bei Jugendlichen hat zugenommen
Laut einer Statistik konsumieren immer mehr Jugendliche exzessiv Alkohol. Zwischen 2004 und 2008 sei die Zahl der Jugendlichen, die deshalb in Kliniken versorgt werden mussten, in Nordrhein-Westfalen um 44 Prozent gestiegen, teilte die Deutsche Angestelltenkrankenkasse (DAK) am Dienstag in Düsseldorf mit. Allein im vergangenen Jahr seien 252 Jugendliche unter 20 Jahren mit Alkoholvergiftung behandelt worden, 2004 waren es noch 175.

«Die Entwicklung beobachten wir mit großer Sorge», erklärte DAK-Landeschef Hans-Werner Veen. «Sogar Zwölf- oder Dreizehnjährige werden wegen Alkoholkonsums eingeliefert.» In allen westlichen Bundesländern habe die DAK einen exzessiven Alkoholanstieg bei Jugendlichen registriert - im Durchschnitt betrug er zwischen 2004 und 2008 rund 58 Prozent. Die Krankenkasse forderte deshalb mehr Prävention und Aufklärungsarbeit und begrüßte die Ankündigung des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft, die Alkoholwerbung künftig einzuschränken.

Die Kosten für die Behandlung junger Rauschtrinker unter 20 Jahren waren laut der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Sabine Bätzing, im Jahr 2007 bundesweit auf rund 11,6 Millionen Euro angewachsen. Im Jahr 2005 seien es noch 9,7 Millionen Euro gewesen.