Drama gewinnt acht Preise - Neben Winslet und Ledger siegt auch Berliner Regisseur

Oscars feiern "Slumdog Millionär"

Das Drama "Slumdog Millionär" hat bei der diesjährigen Oscar-Verleihung der Konkurrenz kaum eine Chance gelassen. Die Geschichte eines indischen Waisenjungen, der Reichtum und Liebe findet, wurde in der Nacht zu Montag in Los Angeles als bester Film ausgezeichnet. Das Drama erhielt insgesamt acht der wichtigsten Trophäen Hollywoods, darunter den Preis für Regisseur Danny Boyle. Der deutsche Kurzfilm "Spielzeugland" bekam den einzigen "deutschen" Oscar.

Autor/in:
Nina Jerzy
 (DR)

Schauspielerin Kate Winslet bekam für «Der Vorleser» ihren ersten Academy Award. Weitere Darstellerpreise gingen an Sean Penn, Penélope Cruz und den verstorbenen Heath Ledger. Den Auslands-Oscar erhielt überraschend der japanische Film «Departures», der sich gegen das deutsche RAF-Drama »Der Baader Meinhof Komplex« durchsetzte.

«Slumdog Millionär» war bei der 81. Oscar-Verleihung in acht von neun Kategorien siegreich. Die US-britische Produktion gewann neben Film und Regie die Preise für adaptiertes Drehbuch, Kamera, Schnitt, Ton, Musik und Lied. Das Drama kommt am 19. März in die deutschen Kinos.

Großer Verlierer im Kodak Theatre war «Der seltsame Fall des Benjamin Button». Der Film, in dem Brad Pitt als Titelheld rückwärts altert, war mit 13 Nominierungen angetreten, musste sich jedoch mit drei Nebenkategorien begnügen.

Nach fünf Nominierungen konnte sich Winslet über ihren ersten Oscar freuen. Die 33-jährige Britin wurde für ihre Darstellung einer ehemaligen KZ-Wärterin in der Literaturverfilmung «Der Vorleser» geehrt. Sie setzte sich unter anderem gegen ihre Kolleginnen Meryl Streep und Angelina Jolie durch.

Sean Penn nahm nach «Mystic River» seinen zweiten Oscar in Empfang. Er verkörpert in «Milk» den schwulen US-Politiker Harvey Milk, der 1978 ermordet wurde. Penn verband seine Dankesrede mit einem Appell für die Gleichberechtigung von Homosexuellen in den USA und würdigte das Comeback seines nominierten Kollegen Mickey Rourke («The Wrestler»).

Wie erwartet vergab die Academy of Motion Picture Arts and Sciences den erst zweiten posthumen Schauspiel-Oscar ihrer Geschichte an Ledger («Brokeback Mountain»). Der Australier wurde für die Rolle als Joker im Batman-Film «The Dark Knight» als bester Nebendarsteller geehrt. Er war im Januar 2008 mit 28 Jahren an einer versehentlichen Überdosis Medikamente gestorben. Sein Vater Kim Ledger nahm den Preis entgegen und dankte der Academy dafür, dass sie das «fantastische Werk» seines Sohns anerkannt habe.

Den ersten Oscar des Abends und ihrer Karriere erhielt Cruz. Die 34-Jährige wurde für ihre Nebenrolle in der Komödie «Vicky Cristina Barcelona» von Woody Allen geehrt.

Japan konnte sich dank «Departures» («Okuribito») von Yojiro Takita nach elf Nominierungen über den ersten Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film freuen. Der Film über einen arbeitslosen Cellisten setzte sich wider Erwarten gegen den israelischen Favoriten »Waltz with Bashir« durch. Neben »Der Baader Meinhof Komplex« ging auch der deutsche Regisseur Werner Herzog in der Dokumentar-Sparte leer aus.

Ausgezeichnet wurde hingegen sein Berliner Kollege Jochen Alexander Freydank. Er erzählt in «Spielzeugland» mit Julia Jäger die Geschichte eines kleinen Jungen während des Zweiten Weltkriegs, der glaubt, dass seine jüdischen Nachbarn ins «Spielzeugland» entschwinden. Freydank sprach in seiner Dankesrede von einem fast surrealen Moment. Während seiner Kindheit in der DDR sei ihm Hollywood als unerreichbar erschienen.

Regisseur Danny Boyle dankte nach seinem Oscar-Gewinn den Organisatoren für eine «außergewöhnliche» Show. Aufgrund der schlechten Einschaltquoten der Vergangenheit hatte sich die Gala in diesem Jahr mit neuem Konzept präsentiert. Dazu gehörte eine neu gestaltete Bühne, die näher ans Publikum heranrückte sowie die Vorstellung der Darsteller durch frühere Preisträger. Schauspieler Hugh Jackman («Australia») führte mit Gesangs- und Tanzeinlagen durch die rund dreieinhalbstündige Gala und wurde dabei unter anderem von Sängerin Beyoncé Knowles unterstützt.

Insgesamt wurden Gewinner in 24 Kategorien gekürt. Einen Ehren-Oscar erhielt der 82-jährige Komiker Jerry Lewis («Der verrückte Professor») für sein jahrzehntelanges Engagement im Kampf gegen Muskelkrankheiten.