Simbabwes Präsident Mugabe feiert seinen 85. Geburtstag

"An ihn wollte keiner ran"

Auf die Frage, wie Simbabwes Präsident Robert Mugabe sich seit fast 30 Jahren an der Macht halten kann, hat Hein Möller eine einfache Antwort: "Er hatte Glück." Der Simbabwe-Experte der Informationsstelle südliches Afrika in Bonn ist sicher: Andernfalls hätten die diktatorischen Züge des Politikers schon früh zum Ende seiner Karriere geführt. Am Samstag feiert Mugabe seinen 85. Geburtstag.

Autor/in:
Ellen Reglitz
 (DR)

Für die Party zu seinem Ehrentag soll der immer noch agile Politiker Tausende Flaschen Champagner und jede Menge Kaviar geordert haben - während die Hälfte der Bevölkerung Simbabwes auf Lebensmittelhilfe angewiesen ist und mehr als 73.000 Menschen an der Cholera erkrankt sind. Doch nicht immer galt Mugabe als der «Frankenstein», als den ihn der Friedensnobelpreisträger und frühere südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu später bezeichnete.

Mugabe wurde als Sohn eines Tischlers am 21. Februar 1924 rund 80 Kilometer westlich der Hauptstadt Harare geboren und besuchte eine Jesuitenschule. Nach dem Lehramtsstudium in Südafrika studierte er Wirtschaftswissenschaften und ging zum Jurastudium nach London. 1960 zog der überzeugte Marxist in seiner Heimat, der damaligen britischen Kolonie Südrhodesien, in den Befreiungskampf. Drei Jahre später gründete er seine Partei ZANU. Unter dem weißen Minderheitenregime von Ian Smith verbrachte er mehr als zehn Jahre im Gefängnis.

Als Mugabe nach der Unabhängigkeit Simbabwes die Wahl im Jahr 1980 gewann, überraschte der ehemalige Befreiungskämpfer sogar seine schärfsten Gegner. Der damals 55-Jährige kündigte an, dass der Frieden und die Ruhe in Simbabwe zu seinen «vordringlichsten Zielen» gehörten. Vor allem die weiße Bevölkerung des Landes glühte vor Hass gegen Mugabe. Kurz vor der Wahl hatte es mehrere Attentate gegen ihn gegeben. Nun warb Mugabe für ein Miteinander von Schwarz und Weiß und plädierte dafür, «die Vergangenheit zu vergessen».

«In den ersten Jahren seiner Regierung lief für Mugabe alles wie von alleine», sagt Möller. Der Regen kam meist regelmäßig, dem Land ging es gut. Der Premierminister und spätere Präsident Simbabwes war der Liebling westlicher Regierungen. «An ihn wollte keiner ran.» Mugabes Versöhnungsmodell stand in willkommenem Kontrast zum Apartheid-Regime im benachbarten Südafrika. Er galt als unbestechlicher, verlässlicher Regierungschef, dessen Radikalität in der Wortwahl ein pragmatisches politisches Handeln folgte. 1994 schlug ihn die britische Queen zum Ritter.

Dabei wurde übersehen, dass Mugabe bereits 1982 mit brutaler Gewalt gegen die Anhänger der bei den Wahlen unterlegenen ZAPU-Partei von Joshua Nkomo im Matabeleland vorging. «Mugabe duldete schon damals keinen Widerspruch», sagt Rolf Hofmeier vom Hamburger Institut für Afrika-Studien. Mehr als 10.000 Menschen sollen damals ermordet worden sein. Die internationale Gemeinschaft reagierte kaum. «Die waren froh, dass der Kolonialismus überwunden war.»

Der Wind drehte sich, als 1999 ein Verfassungsreferendum scheiterte. Die Wähler erteilten damit der entschädigungslosen Enteignung von Farmern und einer Erweiterung der Machtbefugnisse des Präsidenten eine Absage. «Spätestens ab diesem Zeitpunkt verweigerte sich Mugabe der Realität», sagt Möller. Das simbabwische Staatsoberhaupt klammerte sich an die Macht. Mit Hilfe von Schlägerbanden vertrieb Mugabe rund 4.000 weiße Farmer von ihrem Land. Der wirtschaftliche Niedergang Simbabwes nahm seinen Lauf.

Auch in der neuen Regierung der nationalen Einheit mit dem bisherigen Oppositionsführer Morgan Tsvangirai hat Mugabe noch nicht viel von seiner Macht eingebüßt, betont Möller. «Er hat alles durchgesetzt, was ihm wichtig war.» Dieses Jahr werde Mugabe das letzte Mal die Chance haben, sich sanft von der Macht zu trennen, denn Druck aus der eigenen Partei sowie Unmut unter Polizisten und Militärs könnten zu einem Bürgerkrieg führen. Hofmeier hält einen Rücktritt des Präsidenten allerdings für unwahrscheinlich: «Mugabe genießt seine Macht weiterhin.»