Argentinien weist Holocaust-Leugner Williamson aus - Kein Kommentar aus dem Vatikan

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Der Holocaust-Leugner Richard Williamson muss Argentinien verlassen. Das Innenministerium in Buenos Aires forderte den Pius-Bruder am Donnerstag auf, dies innerhalb von zehn Tagen zu tun. Der Jüdische Weltkongress und die jüdische Gemeinschaft in Argentinien begrüßten die Maßnahme. Keinen Kommentar gab es zunächst aus dem Vatikan. Der argentinische Staat habe "seine Gesetze angewandt", hieß es.

Richard Williamson: Umstrittener Bischof der Priesterbruderschaft St. Pius X. (KNA)
Richard Williamson: Umstrittener Bischof der Priesterbruderschaft St. Pius X. / ( KNA )

Das Innenministerium bezog auch Stellung zu Williamsons Äußerungen. Ein Sprecher des Ministeriums erklärte, die Aussagen Williamsons «beleidigen die argentinische Gesellschaft, die jüdische Gemeinschaft und die gesamte Menschheit zutiefst, weil sie eine historische Wahrheit verleugnen.»

Unterdessen betonte Innenminister Florencio Randazzo, die Ausweisungsentscheidung gegen Williamson verstoße nicht gegen die Religionsfreiheit und die Freiheit der Meinungsäußerung, die beide von der Verfassung garantiert werden. Vor einer Woche hatte Williamson dem INADI in einer schriftlichen Stellungnahme erklärt, dass es sich bei seinen Ausführungen über die Zahl der von Nazis getöteten Juden um eine Meinungsäußerung zu einem historischen Sachverhalt handele. Sie könnten nicht als Ausdruck von Antisemitismus verstanden werden; es handele sich lediglich um einen «historischen Revisionismus».

Daraufhin hatten die Behörden offenbar nach anderen Anhaltspunkten gesucht, um eine Rechtsgrundlage für eine Ausweisung des Lefebvre-Bischofs zu finden. Schließlich, so berichtet «El Clarin», seien sie, nach einer «diskreten und umfangreichen Suche» in den Einwanderungsakten fündig geworden. Das Innenministerium wirft Williamson nun vor, wiederholt falsche Angaben bei der Einwanderungsbehörde gemacht und seinen religiösen Status verschwiegen zu haben.


Jüdischer Dachverband begrüßt Ausweisung

In der jüdischen Gemeinde in Argentinien traf die Ausweisung auf Zustimmung. «Wir begrüßen die Entscheidung der Regierung, Bischof Richard Williamson auszuweisen. Den Holocaust zu leugnen ist nicht zu akzeptieren,» sagte Aldo Donzis, Präsident des jüdischen Dachverbandes DAIA. Julio Schlosser, Generalssekretär des jüdischen Hilfswerks AMIA, sprach von « einem sehr wichtigen Ereignis,» denn die Aussagen Williamsons hätten auch negativen Einfluss auf das Zusammenleben und den gesellschaftlichen Frieden in Argentinien gehabt.


Auch der Jüdische Weltkongress hat die Ankündigung Argentiniens begrüßt. Mit dieser Entscheidung stelle die argentinische Regierung klar, dass Holocaust-Leugner in dem Land nicht willkommen seien, erklärte der Präsident der jüdischen Dachorganisation, Ronald S. Lauder, am Freitag in New York.

Lauder nannte es bedauerlich, dass andere Länder und Regierungen weniger entschieden Versuchen entgegenträten, die Opfer des Holocaust zu verleumden. Für diesen mutigen Schritt verdiene Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner besonderes Lob.

Holocaust-Leugnung soll auch in Argentinien strafbar werden
Nach dem Skandal um den Holocaust-Leugner Richard Williamson wird in Argentinien ein Gesetzentwurf erwartet, der die Leugnung des Holocaust und anderer Verbrechen unter Strafe stellt. Wie die Zeitung «El Clarin» am Freitag in ihrer Online-Aussage berichtet, soll der Text am kommenden Mittwoch vorgestellt werden.
Die Initiative geht vom Nationalen Anti-Diskriminierungs-Institut INADI aus, das dem Justizministerium angegliedert ist.

Wie die Zeitung berichtet, soll laut Gesetzentwurf die Leugnung des Holocaust künftig ebenso unter Strafe stehen wie die Leugnung des Völkermordes an den Armeniern zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die Leugnung des «Staatsterrorismus» während der argentinischen Militärdiktatur (1976-1983).

Vatikan: Kein Kommentar
Keinen Kommentar gibt es aus dem Vatikan bislang zu der Aufforderung der argentinischen Behörden an den britischen Traditionalisten-Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson, das Land zu verlassen. «Die Kirche hat damit nichts zu tun. Der argentinische Staat hat seine Gesetze angewandt», betonte der italienische Kurien-Erzbischof Velasio De Paolis in einem Interview der Zeitung «La Repubblica» vom Freitag. Bereits zuvor hatte der Intendant von Radio Vatikan, Federico Lombardi, eine offizielle Stellungnahme zu dem Vorgang abgelehnt.  

Die Rücknahme der Exkommunikation durch den Papst sei ein völlig anderes Thema, betonte De Paolis in dem Zeitungsinterview. Der Vatikan habe deutlich gemacht, dass diese Rücknahme nur ein erster Schritt sei und nun ein Dialog zwischen diesen Bischöfen und den kirchlichen Behörden beginnen müsse. Williamson hatte in einem Fernseh-Interview den Holocaust verharmlost und die Existenz von Gaskammern in den Konzentrationslagern geleugnet. Bei der Rücknahme der Exkommunikation für ihn und drei weitere Traditionalisten-Bischöfe sei der Papst nicht über dessen Äußerungen informiert gewesen, stellte der Vatikan anschließend klar.