Der Vatikanstaat wurde am Mittwoch 80 Jahre alt

"Kleines Territorium, große Mission"

Die Umrundung zu Fuß dauert, vorbei am "Stop and go" des römischen Straßenverkehrs, nur ein halbes Stündchen. Schließlich geht es um nicht mal einen halben Quadratkilometer. "Ein kleines Territorium für eine große Mission": Mit diesem Titel spielt das vatikanische Governatorat auf die Größe des Zwergstaates an, um zum Geburtstag einzuladen.

Autor/in:
Christoph Strack
 (DR)

Am 11. Februar 1929, vor 80 Jahren, unterzeichneten der Heilige Stuhl und das Königreich Italien die Lateranverträge. Ab Mittwoch feiert der Vatikan sein Jubiläum: mit einem dreitägigen Kongress, einem festlichen Konzert und einer zwei Monate dauernden Ausstellung.

Mit den Lateranverträgen klärten der italienische Staat und die katholische Kirche endgültig den Status der Vatikanstadt.
Generationen zuvor - im September 1870 - hatten Truppen des Freiheitshelden Giuseppe Garibaldi den Kirchenstaat aufgelöst und Rom eingenommen, die Stadt des Papstes, der sich daraufhin als «freiwilliger Gefangener» im Vatikan einschloss. Der Kirchenstaat erlebte damit nach Jahrhunderten mit mehr oder weniger Glanz seinen endgültigen Niedergang.

Seitdem blieb die sogenannte Römische Frage offen. Erst knapp 60 Jahre später wurde der heutige Vatikanstaat zum Nachfolger des Kirchenstaates, und nach einigem Tauziehen während der Verhandlungen tauchte auch explizit der Begriff «stato» (Staat) im Vertragstext auf. Wohl auch mit Rücksicht auf die rechtlich endlich geklärten Verhältnisse beachteten in den Jahrzehnten nach 1929 die deutschen und die alliierten Besatzer weitgehend die Neutralität des Vatikanstaates und seiner exterritorialen Besitzungen.

Kardinal-Staatssekretär Pietro Gasparri und Benito Mussolini unterzeichneten im Lateranpalast ein Vertragswerk aus drei Teilen.
Der eigentliche Lateranvertrag regelte die Gründung des souveränen Vatikanstaates. Zudem ordnete ein Konkordat die Staat-Kirche-Beziehungen, ein weiterer Teil setzte für den Verlust des Kirchenstaates eine einmalige Entschädigung von 1,75 Milliarden Lire fest.

Der Vertragsabschluss garantierte die Souveränität des Apostolischen Stuhls auf internationaler Ebene. Der Vatikan wurde zum neuen Staat, der Papst zum Staatsoberhaupt. So erklären sich auch die Stellung des Heiligen Stuhls als Völkerrechtssubjekt, etwa bei den Vereinten Nationen, sowie der Rang der Apostolischen Nuntien als Botschafter.
Im Gegenzug verpflichtete sich der Papst gegenüber der italienischen Regierung zu strikter Neutralität und erklärte die «Römische Frage» für unwiderruflich beigelegt. Das Königreich Italien mit Rom als Hauptstadt erkannte er an.

1947 bestätigte die italienische Verfassung die Lateranverträge.
Angesichts politischer und kirchlicher Veränderungen kam es im Februar 1984 zu einer Revision des Konkordats-Teils. Seitdem ist der Katholizismus in Italien nicht mehr Staatsreligion; es gab neue Vereinbarungen zur kirchlichen Eheschließung und zur Besteuerung kirchlicher Einrichtungen.

Seit nunmehr 80 Jahren ist der 44 Hektar kleine Staat rund um den Petersdom rechtlich offiziell unabhängig. Eine absolute Wahlmonarchie mit - unter anderem - eigener Post, die zum Jubiläum einen Satz der sieben Päpste dieser Jahre herausgibt; eigener Münze, eigenem Radiosender und eigener Schutztruppe: der über 500 Jahren bewährten Schweizergarde. Und auch das ist genau geregelt: wo auf dem Petersplatz der Dienst italienischer Polizei endet und die Zuständigkeit vatikanischer Sicherheitskräfte beginnt.