Weltfamilientag mit einer Million Gläubigen in Mexiko beendet - Weihbischof Koch im Interview

Familie nicht mit anderen Lebensformen verwechseln

Mit einem Appell zur Stärkung und Förderung der Familie ist am Sonntag in Mexiko-Stadt der sechste katholische Weltfamilientag zu Ende gegangen. Vor rund einer Million Teilnehmern am Marienheiligtum von Guadalupe forderte Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone, die zentrale Rolle der Familie rechtlich und materiell zu stärken. Für das domradio berichtet der Kölner Weihbischof Dr. Heiner Koch.

 (DR)

Die auf die Einehe von Mann und Frau gegründete Familie habe eine unersetzliche Bedeutung für die Erziehung zu menschlichen und christlichen Werten. Papst Benedikt XVI. verfolgte im Apostolischen Palast die Großmesse per Video-Schaltung. Am Ende der Zeremonie wandte er sich mit einem Grußwort an die Teilnehmer.

Bertone sagte, die Familie habe die unersetzliche Aufgabe, die Kinder zu ausgeglichenen, kreativen und vertrauenswürdigen Personen zu erziehen, die den Herausforderungen des Lebens gewachsen seien. Um ihrer Erziehungsfunktion gerecht zu sein, sollte die Ehe jedoch geeint und stabil sein. Durch die christliche Erziehung und die Orientierung auf Werte hin leiste die Familie einen zentralen Beitrag zum Aufbau der Kirche und der Gesellschaft. - Während der Messe wiederholten Eheleute aus aller Welt ihr Eheversprechen, dass sie sich bei der Trauung gegeben hatten.

Bereits am Samstagabend hatte Papst Benedikt XVI. in einer ersten Videobotschaft an die Teilnehmer gefordert, die Familie nicht mit anderen Formen des Zusammenlebens zu verwechseln. Sie müsse gemäß ihrer Kinderzahl in kultureller, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht unterstützt werden. Außerdem hätten die Eltern das Recht und die Pflicht zur Erziehung ihrer Kinder und zur Auswahl einer geeigneten Schule. Die Botschaft des Papstes wurde während einer Gebetswache vor mehreren Zehntausend Gläubigen beim Marienheiligtum von Guadalupe ausgestrahlt.

Die Familie habe eine zentrale Rolle für die Ausprägung und Weitergabe menschlicher und christlicher Werte, führte der Papst weiter aus. Das häusliche Umfeld sei eine «Schule der Menschlichkeit und des christlichen Lebens» für die Gläubigen, mit unmittelbaren Konsequenzen für alle, für die Kirche und für die Gesellschaft. In der Familie lerne und pflege man gegenseitige Liebe und Wahrheit, Respekt, Gerechtigkeit, Loyalität und Zusammenarbeit.

Zuvor hatten bei einem Familienfest vor der Basilika der Jungfrau von Guadalupe Sprecher aus aller Welt betont, christliche Werte leisteten für das Zusammenleben einen großen Beitrag. Vertreter aus Italien, Guatemala, Malawi und Pakistan sahen auch im Konsumverzicht eine Stärkung des Familienlebens. Großen Applaus erhielt eine italienische Familie, die zum Gebet für den Frieden im Gazastreifen aufrief. Obwohl viele Eltern und Kinder unter Krieg, Armut und Verfolgung litten, sei die Familie «eine Gabe Gottes, ein Kulturgut der gesamten Menschheit», sagte der Präsident des Päpstlichen Familienrates, Kardinal Ennio Antonelli.

Der nächste Weltfamilientag soll 2012 in Mailand stattfinden, wie Benedikt XVI. ankündigte. Er steht unter dem Motto «Die Familie, die Arbeit und das Feiern».

Bischof Koch zieht positive Bilanz
Beeindruckt vom zu Ende gegangenen Weltfamilientreffen zeigt sich der Kölner Weihbischof Heiner Koch. Er fahre sehr motiviert und mit vielen neuen Impulsen nach Hause, sagte Koch am Sonntag in Mexiko-Stadt. Zu Beginn habe es vor allem «Grundsatzvorträge auf hohem Niveau» sowie gute Gespräche am Rande gegeben. Zum Ende des fünftägigen Großtreffens hätten dann verstärkt die Familien selbst das Geschehen geprägt und in den Gottesdiensten beeindruckende Zeugnisse gegeben.

Als politischen Grundtenor des Treffens nannte der Bischof die Notwendigkeit, in der Gesetzgebung aller Länder für die Rechte und den Schutz der Familie einzutreten. In den verschiedensten Staats- und Regierungsformen gebe es Gesetze, die den Familien das Leben schwer machten. Als ein Beispiel nannte er die steuerliche Freistellung von Erziehungsleistungen. Als wichtigste pastorale Botschaft nehme er die Erkenntnis mit, dass es für die Zukunft von Kirche entscheidend sein werde, die junge Generation und die Familien zu erreichen.

Koch betonte, bei der Gebetsvigil am Samstagabend am Marienheiligtum von Guadalupe seien es nicht «Idealfamilien» gewesen, die das Wort ergriffen, sondern Familien, die Probleme mit sich oder mit ihrer Lebenssituation hätten: Eine Familie aus Pakistan habe über die Auswirkungen der politischen Konflikte in ihrem Land berichtet, Familien aus Afrika über Armut, Aids und und Drogen.

Nach Beendigung des Weltfamilientreffens wollte Koch in der deutschen Gemeinde in Mexiko-Stadt noch eine Firmung vornehmen, bevor er nach Deutschland zurückkehrt. Er war als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz nach Mexiko gereist. Für die Familienkommission der Bischofskonferenz bereitet er für Juni eine mehrtägige Konferenz in München und Freising vor.