Gaza: Kurzer Waffenstillstand und mögliche Verhandlungen

Die Hoffnung wächst

Im Gazastreifen wächst die Hoffnung auf einen baldigen Waffenstillstand. Israel hat seine Bereitschaft signalisiert, einen Vorschlag von Ägypten und Frankreich anzunehmen. Dieser sieht vor, die Angriffe auf beiden Seiten einzustellen. Für die Menschen im Gazastreifen gab es heute eine kurze Atempause: Zum ersten Mal seit Beginn der israelischen Militäroffensive vor knapp zwei Wochen schwiegen heute für drei Stunden die Waffen. Damit konnten Hilfslieferungen für die Bevölkerung in den Gazastreifen gebracht werden.

 (DR)

Das UN-Welternährungsprogramm WFP hat von den Konfliktparteien in Gaza eine ausgedehnte «humanitäre Atempause» verlangt. Um die betroffene Zivilbevölkerung mit Nahrungsmittelhilfen unterstützen zu können, müssten die Grenzübergänge so bald wie möglich wieder geöffnet werden, äußerte sich die Organisation am Mittwoch an ihrem Hauptsitz in Rom.

Als einen «ersten Schritt» begrüßte das WFP die Ankündigung Israels, täglich eine mehrstündige Feuerpause einzulegen. Internationale Medien berichteten, die erste Kampfpause habe bereits am Mittwochmittag begonnen. Der britische Sender BBC berichtete allerdings, auch nach Beginn der Kampfpause habe die israelische Luftwaffe punktuell Angriffe geflogen.

Das WFP rief internationale Geber zu weiteren Spenden auf. Allein die gegenwärtige Operation habe bereits ein Defizit von 63,5 Millionen US-Dollar (46,6 Millionen Euro) verursacht. Weitere 9 Millionen US-Dollar (6,6 Millionen Euro) würden benötigt.

Europäische Hilfsorganisationen forderten indessen von der EU eine klare Sprache gegenüber Israel. Die EU müsse alle Bemühungen um eine vertiefte institutionelle Partnerschaft mit Israel abbrechen, bis das Land einen Waffenstillstand und Soforthilfen im Gaza-Streifen garantiere, erklärten die Hilfsorganisationen aus zehn EU-Ländern in Brüssel.

Venezuela hat unterdessen die Ausweisung des israelischen Botschafters sowie des gesamten Botschaftspersonals angekündigt. Die Entscheidung sei aus Protest gegen die israelische Militäroffensive im Gazastreifen getroffen worden, erklärte die Regierung am Dienstag (Ortszeit) in Caracas. Umgekehrt erwägt Israel laut Rundfunkberichten, den venezolanischen Botschafter in Tel Aviv des Landes zu verweisen. Eine Entscheidung werde an höchster Stelle fallen.

Die jüdische Gemeinde in Brasilien wies unterdessen «mit Empörung» Erklärungen der regierenden Arbeiterpartei PT zurück, Israel betreibe «Staatsterrorismus». In einer am Mittwoch in Sao Paulo veröffentlichten Note heißt es, Israel attackiere nicht die Palästinenser, sondern verteidige sich gegen terroristische Angriffe.

In Berlin begrüßte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) die geplanten humanitären Erleichterungen im Kampfgebiet. Die zügige Umsetzung sei ein wichtiger Schritt, um die Versorgung der Not leidenden Menschen zu ermöglichen, erklärte er am Mittwoch in Berlin. Derweil rief der Zentralrat der Juden die deutsche Bevölkerung zur Solidarität mit Israel auf. Für die Lage im Gaza-Streifen sei allein die islamistische Terror-Organisation Hamas verantwortlich, erklärte Präsidentin Charlotte Knobloch am Mittwoch in München.

Der Rat der maronitischen Bischöfe warnte inzwischen vor einer Ausweitung der Krise in den Libanon. Die Libanesen sollten ihre Differenzen überwinden und gemeinsam gegen mögliche Gefahren vorgehen, rieten die Bischöfe am Mittwoch in Beirut.

Trotz der anhaltenden Kämpfe haben in Gaza-Stadt etwa 50 orthodoxe Christen das Weihnachtsfest gefeiert. Nach Auskunft des griechisch-orthodoxen Bischofs in Gaza, Alexios, wagten sich am Mittwochmorgen einige Familien aus der unmittelbaren Nachbarschaft der Kirche zum Gottesdienst. Für die anderen wäre der Weg wegen der israelischen Fliegerangriffe zu gefährlich gewesen, sagte Alexios der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).



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