In Brüssel endet das Taize-Jugendtreffen

Spirituelle Wärmestube zu Füßen des Atomiums

Das 31. Europäische Jugendtreffen der ökumenischen Gemeinschaft von Taize ist am Freitag in Brüssel mit Morgengebeten zu Ende gegangen. Rund 40.000 Jugendliche waren in die belgische Hauptstadt gereist, darunter 10.000 Polen und 2.000 Deutsche.

Autor/in:
Klaus Nelissen
 (DR)

Sie erklangen mal auf Französisch oder Englisch, dann auf Polnisch oder Deutsch und natürlich auch auf Flämisch. Zu Brüssel, der europäischen Metropole, passten die bekannten Taize-Gesänge besonders gut. Erstmals hatte die ökumenische Brüdergemeinschaft zu ihrem Europäischen Jugendtreffen nach Belgien eingeladen.

Rund 40.000 Teilnehmer waren dieser Einladung gefolgt. Das Expogelände von 1958 am Rande der Großstadt verwandelte sich in den fünf Tagen des Treffens in eine Art spiritueller Wärmestube - den klirrenden Außentemperaturen zum Trotz. Zu Füßen des weltberühmten Atomiums sangen die Jugendlichen immer wieder gegen Dunkelheit und Kälte an, die durch Gottes Licht vertrieben werden. Dazu sorgten Kerzen und viel Stoff im typischen Taize-Orange für eine behagliche Atmosphäre in den großen Messehallen. Und wer dann immer noch fröstelte, fand bei den Kölner Maltesern schnelle Hilfe. In zwei Zelten kochten fünf Ehrenamtliche über 96.000 Liter Tee. Sie waren eingesprungen, nachdem das belgische Militär als Tee-Versorger kurzfristig absagen musste.

Übernachten konnten die meisten Teilnehmer bei Gastfamilien in und um Brüssel. Dort feierten viele von ihnen auch den Übergang ins neue Jahr, bevor sie an diesem Freitag wieder zurück in die Heimat reisen wollen. Dazwischen lagen fünf Tage beten und jede Menge neuer Begegnungen. Viele Jugendliche entdeckten während dieser knappen Woche Europa neu für sich. Sei es beim Besuch der EU-Institutionen oder bei Diskussionen mit hochrangigen Politikern wie Justiz-Kommissar Jaques Barrot und Kultur-Kommissar Jan Figel.

Auch Taize-Prior Frere Alois kam bei seinen abendlichen Impulsen immer wieder auf das Thema Europa zurück. Er beschwor den Aufbruchgeist der ersten Generation von Europapolitikern nach dem Zweiten Weltkrieg und forderte die Jugendlichen auf, die Versöhnung unter den Völkern voranzubringen und sich im Kampf gegen Armut und Kriege einzusetzen. Vor allem angesichts der wirtschaftlichen Krise sei es wichtig, dass Europa sich in einer neuen Solidarität übe.

Der Erzbischof von Brüssel-Mechelen, Kardinal Godfried Danneels, der sich lange für das Treffen in der belgischen Hauptstadt eingesetzt hatte, lobte das Zusammensein der Jugendlichen als «lebendiges Gleichnis einer neuen Menschheit». Der Funke sprang auch auf manchen Brüsseler Zaungast über. «Es ist schön zu sehen, wie jung Kirche sein kann,» sagte ein Passant, der sich beim Morgengebet in die Kathedrale unter eine Gruppe junger Polen mischte. Er hatte von dem Treffen im Radio gehört und sich spontan entschieden, vorbeizukommen. Interesse fand das Treffen sogar an höchster Stelle: im belgischen Königshaus. Königin Fabiola nahm an einem der Abendgebete teil.