Essener Bischof Felix Genn wird neuer Bischof von Münster

Leben im Aufbruch

Das Bistum Essen feierte in diesem Jahr 50 Jahre Bistumsgeschichte unter dem Leitwort "Leben im Aufbruch". Daran erinnerte der Essener Bischof Felix Genn in seinem Adventsimpuls für das domradio. Und als ob er es geahnt hätte, trifft dieses Leitwort auch auf ihn ganz persönlich zu: Zeitgleich in Rom und in Münster wurde soeben bekanntgegeben, dass Genn als neuer Bischof nach Münster berufen wird. Zur offiziellen Ernennung läuteteten alle Glocken des Bistums. Eine erste Einschätzung der Entscheidung gibt domradio-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen.

Bischof Felix Genn: Neuer Bischof von Münster (hier beim Weltjugendtag 2005) (KNA)
Bischof Felix Genn: Neuer Bischof von Münster (hier beim Weltjugendtag 2005) / ( KNA )

Es war ein ereignisreiches Jahr für Ruhrbischof Felix Genn: Im Februar wählte ihn die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz zum neuen Adveniat-Vorsitzenden. Bischof Genn betonte, ihm liege die pastorale Arbeit von Adveniat am Herzen, "weil sie basisnah und armutsorientiert ist sowie Hilfe zur Selbsthilfe ermöglicht". In seinem Bistum standen schwierige Strukturveränderungen an und nun geht der Aufbruch weiter: Er wird neuer Bischof von Münster.
Zuhörer und Zugeher
Genn wird Nachfolger von Reinhard Lettmann (75), der im Frühjahr nach 28-jähriger Amtszeit zurücktrat. Genn leitet künftig das mit gut zwei Millionen Katholiken drittgrößte deutsche Bistum. Er stand fünfeinhalb Jahre an der Spitze der Diözese Essen und führte im Ruhrgebiet eine bundesweit beachtete Bistumsreform durch. Er machte sich zugleich für den Dialog mit Muslimen stark.

Der neue Bischof von Münster ist seit 32 Jahren Priester und war 16 Jahre in der Leitung des Trierer Priesterseminars tätig. 1999 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof im Bistum Trier. 2003 folgte die Ernennung zum dritten Bischof von Essen. Mit der Bistumsreform reagierte Genn auf sinkende Katholikenzahlen und Kirchensteuereinnahmen in der Region. Dabei wurden 259 Gemeinden zu 43 Großverbünden zusammengeschlossen. Das Bistum gibt zudem 96 seiner 368 Kirchengebäude auf. Die Priester gruppierte der Bischof in Teams. Viele von ihnen entlastete er von Verwaltungsaufgaben, indem er die Zuständigkeiten für Seelsorge und Pfarrei-Administration neu aufteilte.

Genn wurde am 6. März 1950 im rheinland-pfälzischen Burgbrohl als Bauernsohn geboren und wuchs in Wassenach am Laacher See auf. Nach dem Theologiestudium in Trier und Regensburg folgte 1976 die Priesterweihe. Von 1978 bis 1994 war er zunächst Subregens, dann Spiritual am Trierer Priesterseminar. In dieser Zeit promovierte er über den heiligen Augustinus. Dann lehrte er bis 1997 an der Theologischen Fakultät Trier. Über die Grenzen des Bistums hinaus bekannt wurde er als Organisator der Heilig-Rock-Wallfahrt mit rund 700.000 Teilnehmern. Ab 1997 war Genn Regens der Spätberufenen-Priesterausbildungsstätte Sankt Lambert in Burg Lantershofen. Danach wurde er Trierer Weihbischof und war bis zum Wechsel nach Essen für das Saarland zuständig.

Mit der Beförderung in das große Bistum Münster, das zu den Hochburgen der katholischen Kirche in Deutschland zählt, untermauert der Papst seine Wertschätzung für Genn, mit dem ihn unter anderem die gemeinsame Vorliebe für den Kirchenlehrer Augustinus verbindet. Als Theologieprofessor lehrte Joseph Ratzinger von 1963 bis 1965 in Münster. In seinen Erinnerungen beschreibt er die Bischofsstadt, in die er jetzt Genn berufen hat, als «schöne und noble Stadt».

Der Lauf der Dinge: So fiel die Wahl auf Genn
Das münsterische Domkapitel hatte dem Preußenkonkordat entprechend seine Kandidatenliste zum Apostolischen Nuntius Jean-Claude Perisset nach Berlin geschickt. Auch die übrigen Ortsbischöfe auf dem Gebiet des früheren Preußen haben Favoriten benannt. Perisset dürfte zwischen 20 und 40 Vorschläge zu bearbeiten gehabt haben. Der Nuntius holte nun in einem mehrmonatigen «Informationsprozess» diskret Aufkünfte über die Kandidaten ein, um ihre Eignung zu prüfen. Dann verwendete er eine Dreierliste, lateinisch «Terna», zur Bischofskongregation in Rom.

Das Gremium, dem aus Deutschland der Mainzer Kardinal Karl Lehmann und Kardinal Meisner angehören, erstellte wiederum eine Dreierliste, die Papst Benedikt XVI. erhielt. Er konnte die Namen akzeptieren oder durch andere ersetzen. Eine Besonderheit ist in diesem Fall, dass sich das Kirchenoberhaupt gut auskennt - als Deutscher und als ehemaliger Theologieprofessor, der drei Jahre in Münster gelehrt hat. Dann ging die endgültige Dreierliste über den Nuntius nach Münster.

Hinter verschlossenen Türen wählte dort das Domkapitel einen Geistlichen aus, mit absoluter Mehrheit im ersten und zweiten Wahlgang, mit einfacher Mehrheit im dritten. Nach der Zustimmung der Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, über die sich die Diözese erstreckt, ging der Name nach Rom. Der Papst ernannte dann schließlich am Freitag den neuen Bischof von Münster.