Kirchen: Mensch darf "nicht verzweckt und kommerzialisiert werden"

US-Forscher will EU-Patent auf Stammzellen

Die Kirchen haben sich erneut dagegen ausgesprochen, menschliches Leben zu patentieren. Anlässlich einer bevorstehenden Entscheidung des Europäischen Patentamts in München über die Patentierung von menschlichen embryonalen Stammzellen erklärten sie am Dienstag in Berlin, die Patentierung würde den Weg zu einem Monopol öffnen, um Leben exklusiv zu vermarkten und wirtschaftlich auszunutzen.

 (DR)

«Gerade menschliches Leben in seinem ungeschützten Anfang ist nicht verfügbar und kann nicht patentiert werden», so der Leiter des Katholischen Büros, Prälat Karl Jüsten, in Berlin.

Der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Stephan Reimers forderte, den Nutzen der Patentierung für die Menschheit einerseits und die ethischen Einwände andererseits sorgfältig abzuwägen. Eine Patentvergabe würde sich auf Industrie und Forschung in Europa insgesamt auswirken.

EU-Übereinkommen verbietet Patente auf Leben
Sie stünde zudem im Widerspruch zu verschiedenen Entscheidungen auf EU-Ebene, betonten die Kirchenvertreter. Das Europäische Patentübereinkommen verbiete Patente für biotechnologische Entwicklungen, die die Verwendung von menschlichen Embryonen zu industriellen oder kommerziellen Zwecken beinhalteten. Diese Übereinkunft schließe aus Sicht der Kirchen auch die Erteilung von Patenten auf Stammzellen aus, da zu deren Herstellung menschliche Embryonen zerstört werden müssten.

Die Entscheidung des Europäischen Patentamts soll noch im Oktober fallen. Die Große Beschwerdekammer, die höchste Instanz der Behörde, muss über einen in vorhergehenden Instanzen abgelehnten Antrag des US-Stammzellforschers James Thomson entscheiden. Thomson ist einer der Pioniere der Stammzellforschung und hatte Ende der 90er Jahre als Erster embryonale menschliche Stammzellen kultiviert. Er will seine Methode patentieren lassen.

Grundsatzentscheidung erwartet
Die Wisconsin Alumni Research Foundation, die Thomsons Interessen vor dem Europäischen Patentamt vertritt, argumentiert, das Europäische Patentübereinkommen verbiete zwar Patente auf menschliche Embryonen, nicht aber auf Zellen, die aus diesen gewonnen würden. Vom Patentamt wird nun eine Grundsatzentscheidung erwartet.

Greenpeace und andere Nichtregierungsorganisationen haben wie die Kirchen im Vorfeld der Entscheidung immer wieder verlangt, menschliche Embryonen und alles, was aus ihnen hergestellt werden kann, von der Patentierung auszuschließen.