Transfair-Produkte jetzt auch beim Discounter

Fair und billig - geht das?

TransFair Produkte boomen. Der Absatz ist im vergangenen Jahr um 33 Prozent gestiegen. Immer mehr Menschen erkennen ihre Macht als Verbraucher und kaufen zunehmend Bio- und TransFair Produkte. Sie wollen nicht mehr Schuld sein an Kinderarbeit, Ausbeutung und Raubbau an der Natur. Auch Discounter sind jetzt auf diesen Zug aufgesprungen. Doch damit scheint bei einigen Kunden und traditionellen Lizenznehmern eine Grenze überschritten: Die Kaffeeröster Hans Peter Hagen und Klaus Langen haben ihre Lizenz zurückgegeben. Sie fürchten um die Qualität des Kaffees und die ethische Grundlage des fairen Handels, erläutern sie im domradio.

 (DR)

Natürlich sei es erst mal gut für die Kaffeeproduzenten, wenn der faire Handel ausgebaut würde.  In der Folge könnten dann mehr Menschen Kaffee unter fairen Bedingungen produzieren, bestätigen auch die Kaffeeröster Hans Peter Hagen und Klaus Langen. Sie selbst würden aber einen anderen Ansatz verfolgen. Sie wollen die Verbraucher generell dafür sensibilisieren, nicht nur über den Preis einzukaufen, sondern auch auf die Qualität und die Ethik eines Produkts zu achten. Aus diesem Anliegen heraus haben sie sei 15 Jahren mit der TransFair-Lizenz gearbeitet.

Handelketten konterkarierten diese Idee. Die Kaffeeröster Hagen und Langen erinnern an den Kampf deutscher Bauern, als diese vor Kurzem versuchten, gerade bei den Discountern bessere Milchpreise durchzusetzen. TransFair sei für Handelsketten letztlich ein Marketinginstrument, so die Unternehmer. Bei TransFair habe ein Dogmenwechsel stattgefunden, den die Unternehmer nicht mittragen wollten. Sie verweisen auf die Situation bei Bioprodukten. Dort sei die Qualität durch die hohe Nachfrage gesunken.

Keine gepa-Produkte beim Discounter
"Faire Produkte und "Geiz ist Geil"", das passe einfach nicht zusammen, findet auch die gepa, der bislang größte Anbieter fairer Produkte in Deutschland. Eine Befürchtung sei, dass die Discounter nicht die Kontinuität in der Handelsbeziehung bieten, die der faire Handel brauche.

Die gepa hat daher vor einigen Jahren beschlossen, Discounter nicht zu beliefern. Für den fairen Handel sei es außerdem wichtig ein eindeutiges Profil zu entwickeln, um sich von anderen Marken und Siegeln abzugrenzen. Der Einstieg in den Discounter könnte dieses Profil verwässern. Zeitlich begrenzte Aktionen, wie jetzt bei Aldi, hält aber auch die gepa für ein vertretbares Mittel, um neue Kunden für den Kernbereich zu gewinnen.

TransFair will raus aus der Nische
Der Einstieg fair gehandelter Produkte in den konventionellen Handel begann bereits Ende der Achtziger. Identitätsstiftend blieb für die Bewegung in Deutschland aber der alternative Handel in Welt- und Naturkostläden. Andere Länder seien pragmatischer, erläutert der Pressesprecher von Transfair. Er bedauerte die Entscheidung von Hans Peter Hagen und Klaus Langen, ihre Lizenz nach so langer Zeit zurück zu geben.
Die Entscheidung mit fairen Produkten in den Massenmarkt zu gehen fiel schon vor sechzehn Jahren. Ziel war es, einer größeren Zahl von Produzenten den Absatz ihrer Produkte zu "fairen" Bedingungen zu ermöglichen. Zu diesem Zweck wurde die Siegelinitiative TransFair gegründet, die kommerzielle Anbieter als Lizenznehmer werben und den konventionellen Handel als Vertriebsschiene erschließen wollte.
Wie schwierig der Eintritt in den "normalen Handel" ist, musste die Organisation dann Mitte der Neunziger erfahren. Der Absatz von TransFair Produkten im konventionellen Handel geriet damals zeitweise ins Stocken. Der Umsatz stagnierte, in der Folge gerieten verschiedene alternative Importeure in wirtschaftliche Schwierigkeiten.
Durch ein höheres Verbraucherbewußtsein, das weitere Engagement der Handelsketten und der Einstieg erster Discounter 2006 konnte dieses Tief überwunden werden.
Transfair bestätigt, in der Zusammenarbeit mit dem Discounter Lidl in den letzten zwei Jahren gute Erfahrungen gemacht zu haben. Die Kriterien des fairen Handels seien durch ausführliche Verträge abgesichert.
Die Verkaufaktion bei Aldi sei eine Art Testlauf gewesen. Ein Lizenzröster habe den Kaffee an Aldi geliefert. Sollte es zu einer langfristigen Zusammenarbeit kommen, müsse selbstverständlich auch Aldi die hohen Standards erfüllen, erläutert Transfair.