Neuer Lateinischer Patriarch von Jerusalem inthronisiert

Im Geist der Nächstenliebe

Der neue Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal (67), ist am Sonntag mit einer feierliche Zeremonie in der Grabeskirche in sein Amt eingeführt worden. Er tritt die Nachfolge des Palästinensers Michael Sabbah an, der 20 Jahre an der Spitze der Katholiken in Israel, der palästinensischen Gebiete, Jordanien und Zypern stand. Sabbah hatte dem Jordanier Twal bereits bei einem Abschiedsgottesdienst am Samstag sein Amt übergeben.

 (DR)

An der Grabeskirche wurde der neue Patriarch am Sonntag von Vertretern der in dem Heiligtum vertretenen Konfessionen empfangen. Darunter waren der Franziskanerkustos Pierbattista Pizzaballa und der griechisch-orthodoxen Patriarch Theophilos III. Nach der feierlichen Öffnung der Kirchentür verehrte Twal nach alter Tradition den Salbungsstein und betrat unter den Gesängen der Franziskaner die Grabeskapelle. Twal sprach in seiner Dankesrede von «zahllosen Herausforderungen und angesammelten internen wie äußeren Problemen», die er erbe.

An die Konfliktparteien des Nahen Ostens appellierte der Jordanier, «den Mut zu gerechten Friedenslösungen» zu finden. Die internationale Staatengemeinschaft rief er auf, den Verantwortlichen in der Region zu helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen: Friede, Gerechtigkeit und gegenseitiges Vertrauen seien keine unerreichbaren Ziele. Die Vertreter der verschiedenen Religionsgemeinschaften und Kirchen forderte Twal zu einem vertieften Dialog und stärkerer Solidarität im Geist der Nächstenliebe auf.

Dank an Sabbah
Am Samstag hatte Papst Benedikt XVI. offiziell das Rücktrittsgesuch des aus Altersgründen ausscheidenden Sabbah angenommen. Das Kirchenoberhaupt dankte dem scheidenden Patriarchen in einer Grußbotschaft für seinen «großzügigen Einsatz». Er habe sich stets durch seine «Liebe für das Land des Erlösers und all seine Bewohner» hervorgetan. Gleichzeitig sei er ein unermüdlicher «Fürsprecher für die Schwächsten und Bedürftigsten» gewesen.

Sabbah dankte allen Gläubigen für ihre Unterstützung und den Vertretern der anderen Kirchen für den zurückgelegten Weg. Der Weg zum Frieden müsse gemeinsam, «über die Grenzen der Religionen, der diversen Empfindlichkeiten und menschlichen Widersprüche hinweg» beschritten werden. Die christliche Minderheit im Heiligen Land forderte Sabbah auf, sich «von jedem Schwäche-Komplex und von aller Angst» zu befreien. Zwar seien die Christen in der Region zu einem «schwierigen Leben» berufen, sie dürften jedoch nicht vor dem alles beherrschenden «Fatalismus des Bösen» kapitulieren.

Sabbah war 1987 von Papst Johannes Paul II. als erster Palästinenser auf den Stuhl des Lateinischen Patriarchen berufen worden. Wegen seiner eindeutigen Stellungnahmen zum Nahost-Konflikt wurde ihm von israelischer Seite immer wieder vorgeworfen, sich zu sehr in die Politik einzumischen.