Gründerin der Steyler Missionarinnen wird seliggesprochen

Von der Küchenmagd zur Ordensfrau

Die aus Issum am Niederrhein stammende Mitgründerin der Steyler Missionarinnen, Hendrina Stenmanns, wird am Sonntag seliggesprochen. Das Seligsprechungsverfahren für Stenmanns, die in ihrer Gemeinschaft Mutter Josepha genannt wurde, war bereits im Jahr 1951 eingeleitet worden.

Autor/in:
Martina Gnad
 (DR)

«Sie hat keine Bücher geschrieben und wurde trotzdem der Grundstein unserer Gemeinschaft.» Wenn Schwester Miriam Altenhofen über die Mitgründerin der Steyler Missionarinnen Hendrina Stenmanns (1852-1903) spricht, dann spürt man: Deren Geist und Leben inspirieren die inzwischen weltweit 3.500 Schwestern bis heute. Umso mehr freuen sich Provinzoberin Altenhofen und ihre Gemeinschaft, dass Stenmanns am Sonntag im niederländischen Tegelen seliggesprochen wird.

Mit einer Seligsprechung stellt die katholische Kirche fest, dass eine verstorbene Person vorbildlich aus dem Glauben gelebt hat. Im Unterschied zu Heiligen werden Selige nicht weltweit, sondern in einer Region verehrt - Hendrina Stenmanns besonders am Niederrhein, wo sie am 28. Mai 1852 in Issum geboren wurde und später unter dem Namen «Mutter Josefa» den Orden der Missionsschwestern mit gründete und über Jahre prägte. Die Gemeinschaft bildet den weiblichen Zweig des von Arnold Janssen 1875 ins Leben gerufenen Steyler Missionswerkes. Dem Männerorden gehören rund 6.000 Brüder und Priester an.

Stenmanns war als Ältestes von sieben Kindern aufgewachsen und übernahm schon als 26-Jährige, nach dem Tod der Mutter, die Verantwortung für die jüngeren Geschwister. Auch den Menschen im Heimatort habe sie immer zur Seite gestanden, erzählt Altenhofen.
Dabei sei die junge Frau von einer «starken Gottesbeziehung geleitet gewesen», die sie mit in den Alltag genommen habe. Das Leben von Ordensfrauen lernte Stenmanns durch eine Tante kennen, die Franziskanerin war. All das habe den Wusch reifen lassen, so die Provinzoberin, ebenfalls in einem Kloster zu leben.

So bat die mittlerweile 31-Jährige 1884 um Aufnahme ins Kloster Steyl in Tegelen, obwohl es sich zu dieser Zeit nur um einen Männerorden handelte. Ende des Jahres fing sie als Küchenmagd im Missionshaus der Steyler Missionare an. Doch Stenmanns hoffte, dass Arnold Janssen in absehbarer Zeit auch einen Frauenorden gründen würde. Nach fünf Jahren ging der Wunsch in Erfüllung und gemeinsam mit ihm und ihrer Kollegin Helena Stollenwerk rief sie den Frauenzweig des Ordens, die Steyler Missionarinnen, ins Leben. 1892, mit 39 Jahren, wurde aus Hendrina Stenmanns «Schwester Josefa». Die Anrede «Mutter» habe sie noch auf dem Sterbebett bescheiden zurückgewiesen, heißt es immer wieder im Orden.

Fröhlich sei die Ordensgründerin gewesen, einfach und doch mit großem Weitblick, sagt Provinzoberin Altenhofen. Wie sehr sich die Schwestern noch immer auf Mutter Josefa berufen, erlebte Altenhofen bei einer Delegiertenversammlung in Steyl: Ordensfrauen aus aller Welt hätten Stenmanns Geburtshaus tief bewegt besucht.

Am 20. Mai 1903 starb Hendrina Stenmanns an einer Asthmaerkrankung, nur eineinhalb Jahre, nachdem sie das ewige Gelübde abgelegt hatte.
Bereits 1920 erschien die erste Biografie über die Ordensgründerinnen Stollenwerk und Stenmanns. Doch das war den Steyler Missionarinnen nicht genug. 1949 erhielten sie die Zusage, dass der Seligsprechungsprozess beginnen könne. Dabei traten zunächst - ähnlich einer Gerichtsverhandlung - Befürworter und Gegner der Seligsprechung auf. Später wurde ein Wunder bestätigt, das auf Fürsprache Mutter Josefas in den 1980er Jahren geschehen sein soll: Ein Brasilianer, der nach einer Operation bereits im Sterben lag, sei plötzlich gesundet, nachdem eine Krankenschwester Mutter Josefa um Hilfe angerufen hatte.

Doch es ist vor allem Stenmanns Wirken zu Lebzeiten, das die Schwestern heute inspiriert. Es sei das Wirken einer «einfachen Frau mit Herzensgüte, die die Menschen auch erreicht hat», so Altenhofen.
Heute versuchen die 3.500 Ordensfrauen in 44 Ländern, diese Güte und die Botschaft Gottes an Hilfsbedürftige weiterzugeben. Deshalb heißen die Missionarinnen auch «Dienerinnen des Heiligen Geistes.» Am Sonntag werden sie bei den Feiern zur Seligsprechung mit Kurienkardinal Jose Saraiva Martins und Bischof Frans Wiertz von Roermond der Anfänge ihres Ordens gedenken. Altenhofen drückt es so aus: «Aus dem kleinen Senfkorn Hendrina Stenmanns wuchs eine große Gemeinschaft.»