Elf Jahre nach ihrer Uraufführung wird die Messe von Joachim Denhoff erneut im Kölner Dom gesungen

"Missa Coloniensis"

1997 fand das Hochfest Christi Himmelfahrt am 8. Mai statt. Damals wurde die Messe "Missa Coloniensis" von Joachim Denhoff uraufgeführt. Elf Jahre später - wieder zu Christi Himmelfahrt - wird die Messe erneut aufgeführt. Warum, berichtet der Domkantor des Kölner Doms, Oliver Sperling, im domradio-Interview.

 (DR)

domradio: Herr Sperling, was für eine Messe wird Ihr Mädchenchor morgen im Pontifikalamt singen?

Oliver Sperling (Domkantor): Es ist ein schöner lateinischer Titel, die "Missa Coloniensis", also die Kölner Messe bzw. kölsche Messe, wobei es keine Mundart ist, sondern ein lateinisches Ordinarium und komponiert hat es Joachim Denhoff.

domradio: Damals war das eine Auftragskomposition - für das Jubiläum?

Oliver Sperling (Domkantor): Ja. Ich hab 1996 von Domkapellmeister Eberhard Metternich den Mädchenchor übernommen. Das war eine Folge der sehr positiven Entwicklung, da Knabben- und auch Mädchenchor gewachsen waren. Dann war es sinnvoll, dass wir die Chöre aufgeteilt haben. Angefangen haben wir beim Mädchenchor 1994, zunächst innerhalb des Chores, so dass die "Älteren" eine eigene Probezeit bekamen. Es wurden dementsprechend mehr Proben, erstmal doppelt so viele, inzwischen sind wir bei den "Jüngeren" bei drei Proben in der Woche. 1996 war es dann so, dass wir die Leitung der Chöre aufgeteilt haben.
Ich hab auch eine Vorgeschichte: Ich bin im Knabenchor groß geworden und in diesem Chor bin ich mit 14 auf eine Sommerfreizeit gefahren und habe dort einen sehr netten älteren Herrn kennen gelernt, Joachim Denhoff. Er war damals 42 Jahre älter als ich. Wir kamen über die Musik in Kontakt und nachdem ich studiert und geheiratet hatte und hier den Mädchenchor leitete, habe ich ihn wieder getroffen in Altenberg und hatte plötzlich eine Idee. Er hatte einen unglaublichen Hang zum Praktischen, das heißt, er konnte sich in etwas Eindenken, was auch klingt und was auch gut machbar ist. Ich habe ihn dann abends gefragt, ob er sich vorstellen könnte, was zu schreiben. Dann hat er spontan zugestimmt. Ich hatte ihn sehr früh gefragt. 1996, wenn man bedenkt, dass 1998 das Jubiläum war. Ich hatte mir gedacht, ein Komponist bräuchte viel Zeit zum Nachdenken, ich hatte aber bereits sechs Wochen später das komplette Werk vorliegen. Und dann konnte ich nicht mehr bis 1998 warten und es wurde zu Christi Himmelfahrt, am 8. Mai 1997, in Köln uraufgeführt.

domradio: Wieso wird es jetzt wieder aufgeführt?

Oliver Sperling (Domkantor): Wie das so ist, wenn man viel zu tun hat und auch älter wird, verliert man sich etwas aus den Augen. Ich habe ich es bisher immer noch geschafft, Joachim Denhofff zum Geburtstag zu gratulieren. Ich hatte Anfang dieses Jahres eine Sitzung für das ökumenische Kirchenfestival. Und dort war ein junger neuer Kollege, der aus Arhaus, dem Wohnort von Denhoff, nach Köln gezogen ist. Ich war ganz überrascht, als er mir mitteilte, dass Joachim Denhoff letztes Jahr bereits am ersten März gestorben ist. Ich habe dann Kontakt mit Frau Denhoff aufgenommen. Die Messe hatte ich schon vorher auf den Liturgie-Plan gesetzt und wollte das im Gedenken an Joachim Denhoff tun. Und dann ist da etwas Größeres entstanden. Ich hatte eigentlich immer vor, diese Messe auch herauszugeben und auch etwas besser lesbar zu machen. Wir haben es wirklich nur bei der Uraufführung komplett gesungen, mit Credo, und sonst nur Teile, meistens das Kyrie. Wir haben immer aus der Handschrift gesungen. Durch die Zusammenarbeit mit dem Verleger Christoph Dorr haben wir es dann geschafft: Wir haben gesagt, wir geben das Stück "Chormusik am Kölner Dom" in einem Verlag heraus. Es hat sogar rechtzeitig zum ersten Mai geklappt, so dass Frau Denhoff das erste gedruckte Exemplar nach dem Gottesdienst erhält.

domradio: Nur im Kölner Dom?

Oliver Sperling (Domkantor): Wir haben in der letzten Zeit oft das Kyrie gesungen. Ich denke, dass uns diese Messe über dieses Jahr noch begleiten wird. Ob es in der Liturgie am Kölner Dom noch mal erklingt, glaube ich eher nicht, aber wir sind ja auch viel auf Reisen. Wir werden sie garantiert am kommenden Sonntag singen, da sind die Mädchen aber eher für sich, in einer kleinen Kapelle im Bistum Limburg. Dort sind wir auf Chorwochenende. Wir werden sicherlich eines der Stücke, vielleicht das Kyrie, dort in der Liturgie singen. Die Noten werden sicherlich mitgenommen und dann begleitet uns die Messe vielleicht noch bis Ende des Jahres. Wir fahren jedenfalls noch nach Münster zum deutschen Chorfestival "Pueri Cantores", das jetzt 2008 nach zehn Jahren endlich wieder als deutsches Chorfest stattfindet.