Dienstältester deutscher Bischof verabschiedet sich - Predigten und Würdigungen hier nachhören

"Seinen Grundsätzen stets treu geblieben"

Deutschlands dienstältester katholischer Bischof Reinhard Lettmann scheidet heute aus dem Amt. Verabschiedet wurde Lettmann in Münster schon Anfang März. Vertreter aus Politik und Kirchen würdigten in Gottesdiensten und Festreden sein Lebenswerk. Sie lobten die Prinzipientreue, Liberalität und Menschenfreundlichkeit sowie den Humor des Mannes an der Spitze der bundesweit drittgrößten Diözese. An den Feiern zu seinem 75. Geburtstag nahmen mehr als 4.000 Gäste teil. Darunter waren 44 Bischöfe aus aller Welt und viele Persönlichkeiten aus Politik, Kirchen und Gesellschaft.

 (DR)

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, betonte, in Lettmanns langer Amtszeit sei «vieles gewachsen und aufgebrochen». Der Bergmannssohn aus Datteln sei ein «menschlich warmer, bodenständiger und kerniger Mitbruder».

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) nannte Lettmann «einen der Großen» in der Reihe der Bischöfe von Münster.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hielt Rückschau auf das Leben des Westfalen. Die 45 Jahre seit der Priesterweihe seien «keine Schonzeiten in der Kirche» gewesen. Lettmann habe schwere Aufgaben übernehmen müssen.

Der Bischof dankte beim Pontifikalamt am Sonntag im überfüllten Dom den Weihbischöfen, Priestern, Mitarbeitern und Gemeindemitgliedern seiner Diözese für die «Weggemeinschaft» in 28 Jahren. «Beim Rückblick werden mir viele Gesichter von Menschen lebendig, die mit mir diesen Weg gegangen sind.» Besonders in Erinnerung seien ihm zahlreiche Fußwallfahrten mit jungen Menschen durch das Bistum. Bei seinen Besuchen in den Gemeinden habe er die Diözese stets als «betende Kirche» erlebt. «Wir wollen den Weg gemeinsam mit Mut und Zuversicht weitergehen», versprach der scheidende Oberhirte.

Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann, Zollitschs Vorgänger, hob in einem Grußwort Lettmanns «Klugheit» bei der Analyse kirchlicher Themen hervor. Sein Bistum habe viele Führungskräfte für die deutsche Kirche hervorgebracht. Der evangelische Präses Alfred Buß dankte für das ökumenische Engagement des Oberhirten. An der Festmesse am Sonntag nahmen zahlreiche Vertreter von katholischen Verbänden, Studentenverbindungen und Schützenvereinen mit Fahnen und Standarten teil. Zu einem bunten Festakt danach in der Halle Münsterland wurden 3.000 Gratulanten erwartet.

Offiziell tritt Lettmann am Freitag nach Ostern zurück. Mit seinem 75. Geburtstag hat er am Sonntag das im Kirchenrecht festgelegte Pensionsalter für katholische Bischöfe erreicht. Der 1933 geborene Geistliche empfing 1959 die Priesterweihe. Mit 34 Jahren war der promovierte Kirchenrechtler jüngster Generalvikar in Deutschland.
1973 wurde er zum Weihbischof in Münster ernannt, 1980 übernahm er die Leitung der Diözese.