Nach Unicef nun auch das DZI in der Kritik

Auf dem Prüfstand

Nach dem Entzug des Spendensiegels für Unicef steht nun auch das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) in der Kritik. Der Entwicklungsausschuss des Bundestages will die Vergabe der Auszeichnung auf den Prüfstand stellen. "Jetzt geht es um die Glaubwürdigkeit von Spendenorganisationen und Spendensiegel."

 (DR)

Vertreter des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) und von UNICEF seien zur nächsten Sitzung am 5. März eingeladen, sagte der Ausschussvorsitzende Thilo Hoppe (Grüne) dem epd am Freitag. "Jetzt geht es um die Glaubwürdigkeit von Spendenorganisationen und Spendensiegel". Das DZI müsse sich fragen lassen, ob es nicht früher auf Unregelmäßigkeiten bei UNICEF hätte aufmerksam werden müssen.

Unabhängig vom Fall UNICEF müsse über die Überprüfung und Kontrolle von Hilfsorganisationen neu nachgedacht werden, so Hoppe weiter: "Die Frage ist, mit welchen Instrumenten das Vertrauen der Spender wieder gestärkt werden kann". Vorgesehen sei, weitere Organisationen wie den Deutschen Spendenrat zu dem Thema einzuladen. Das DZI-Siegel ist bislang das einzige Qualitätszertifikat für Spenden-Organisationen.

Zuvor hatte der entwicklungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Christian Ruck, Kritik am DZI geäußert. Das Institut hatte UNICEF unter anderem wegen Provisionen an externe Spendenwerber am Mittwoch das Spendensiegel entzogen. Man müsse nachfragen, ob die zehn DZI-Mitarbeiter, die jährlich rund 240 Anträge zum Spendensiegel bearbeiteten, alles im Griff haben könnten, sagte Ruck der Zeitung "Die Welt". Problematisch sei auch, dass die Organisationen für die Zuerkennung des Siegels zahlen müssten.

Unterdessen teilte die "Aktion Tagwerk" mit, die Einnahmen ihrer Schul-Kampagne "Dein Tag für Afrika" nicht wie bisher an UNICEF zu spenden. "Viele Schüler möchten sich derzeit nicht für UNICEF engagieren", so die Aktion am Freitag. Bei der Kampagne jobben Schüler einen Tag und spenden dann das Geld für Kinder und Jugendliche in Afrika. In diesem Jahr gingen die Einnahmen nun an "Human Help Network", hieß es.

DZI weist Kritik zurück
DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke wies die Kritik zurück. Die Mischfinanzierung sei ein Garant für die Unabhängigkeit des Instituts, sagte er dem epd. Das DZI finanziert sich etwa zur Hälfte aus eigenen Einnahmen, zur Hälfte aus öffentlichen Zuschüssen. Die Organisationen würden umfassend kontrolliert, unter anderem mit Hilfe von Wirtschaftsprüfungsberichten. Etwa ein Drittel der Anträge auf Erteilung des Spendensiegels würden abgelehnt. Wilke wies auf neue Richtlinien zur Vergabe des Siegels hin, die derzeit erarbeitet würden. Hierin sei unter anderem die Offenlegung von Managergehältern und von Verträgen mit externen Spendenwerbern vorgesehen.

Träger der DZI-Stiftung sind unter anderem das Land Berlin, der Bund und Verbände. Das DZI-Spendesiegel muss jedes Jahr neu beantragt werden. Die anfallenden Prüfgebühren sind nach Höhe der Einnahmen gestaffelt und reichen bis zu 11.900 Euro. Derzeit tragen 230 Organisationen das Siegel. Sie verfügen zusammen über ein jährliches Spendenaufkommen von rund 1,4 Milliarden Euro.

Am Donnerstag hatte im domradio die Kindernothilfe zu einem runden Tisch der großen Hilfswerke und dem DZI aufgerufen, um über neue Standards, zum Beispiel bei den Themen Spendenwerbung und Ethik, zu beraten.