Erzbischof Zollitsch für eine Öffnung der Kirche

Gegen "Denkverbote"

Wenige Tage nach seiner Wahl zum neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz macht sich Robert Zollitsch auf den Weg, neue Akzente in der Katholischen Kirche zu setzen: Im Gespräch mit dem "Spiegel" geht der Freiburger Erzbischof auf Distanz zu Äußerungen anderer Bischöfe zum Thema Kinderkrippe, spricht sich gegen "Denkverbote" beim Thema Zölibat aus und mahnt die CDU, das Soziale nicht zu vergessen.

 (DR)

Erzbischof Robert Zollitsch hat die Verbindung von Priesteramt und Ehelosigkeit als "nicht theologisch notwendig" bezeichnet. In einem am Samstag veröffentlichten Interview des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" wandte sich der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in dieser Frage "gegen Denkverbote". Zugleich äußerte er aber Skepsis bezüglich einer Abkehr von der Verpflichtung der katholischen Priester zum Zölibat. "Es wäre eine Revolution, bei der ein Teil der Kirche nicht mitginge", sagte der Erzbischof.

Eine solche Frage, so Zollitsch, könne nicht für einzelne Länder, sondern nur für die katholische Kirche weltweit geregelt werden. Er wisse auch, dass Bischöfe aus anderen Kontinenten sich verwundert zeigten, dass Katholiken in Deutschland an der Tradition der Zölibatspflicht rütteln wollten. Für eine solche Änderung wäre nach Ansicht des Erzbischofs ein neues Konzil notwendig. Vieles von dem, was das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) gebracht habe, sei aber heute noch nicht umgesetzt.

Der neue Konferenz-Vorsitzende bekräftigte zugleich, dass auf Dauer allein Männer zum Priester- und Bischofsamt zugelassen blieben. "Das wird wohl so bleiben." Es gehöre für die katholische Kirche zu den verbindlichen Strukturen, dass Jesus Christus nur Männer zu Aposteln berufen habe. Gleichwohl dürften Frauen in bestimmten gottesdienstlichen Feiern predigen. Auch seien Pastoral- oder Gemeindereferentinnen - das sind hauptberufliche Laien in der Seelsorgsarbeit - "im Blick auf die Gemeindewirklichkeit eine großartige Ergänzung" als Seelsorgerinnen.

Warnung an CDU: Das Soziale nicht vernachlässigen
Erzbischof Robert Zollitsch hat die CDU gewarnt, die Soziale Marktwirtschaft oder das "Soziale" zu wenig im Blick zu haben. Die Partei von Bundeskanzlerin Angela Merkel habe sich "stärker neo-liberalen Thesen angenähert". Die Nähe zwischen der katholischen Kirche und der CDU sei geringer geworden.

Zugleich betonte Zollitsch, die SPD greife manches der Kirche wichtiges Thema heute stärker auf als früher. Viele Grünen-Politiker wiederum verträten den Schutz des Lebens in kirchlichem Sinne. Mit Blick auf das Verhältnis zur CDU meinte der Erzbischof, bis heute greife die Partei viele christliche Werte im kirchlichen Sinne auf.

Die hohe Identität früherer Zeiten sei aber nicht mehr gegeben. Der am Dienstag zum Nachfolger von Kardinal Karl Lehmann gewählte Zollitsch übernimmt den Vorsitz der Bischofskonferenz an diesem Montag.