Was bedeutet den Christen die Fastenzeit? - Umfangreiches Programm der Citypastoral Bonn

Das Leben nach christlichen Maßstäben ausrichten

Nach den Karnevalstagen beginnen die Christen am Aschermittwoch die österliche Bußzeit, auch Fastenzeit genannt, um sich auf Ostern als Fest der Auferstehung Jesu vorzubereiten. In allen Gemeinden finden an diesem Tag Gottesdienste statt, in denen den Gläubigen Aschenkreuze auf die Stirn gezeichnet werden. Das Aschenkreuz ist ein äußeres Zeichen für den Beginn des Fastens und die erneuerte Bereitschaft, das Leben nach christlichen Maßstäben auszurichten.

 (DR)

Ein Karnevalswitz erzählt von drei Diäten, die jemand einhält: "Von einer Diät wird man ja nicht satt", heißt die Pointe, und dem Hungerkünstler ist Mitleid gewiss und meist auch ein wenig Schadenfreude. Wer hätte es nicht selbst schon einmal versucht, überflüssige Pfunde loszuwerden  - und ist dabei gescheitert.

Auch beim Fasten mit christlicher Intention kann man scheitern, aber nur dann, wenn man - nicht zunimmt. "Abzuspecken ist gewiss erlaubt, aber es geht um ein Mehr: in der Beziehung zu Gott, zu sich selbst und zu den Mitmenschen", erklärt Domkapitular Gerhard Stöber aus dem Bistum Erfurt das Paradoxon.

Erkennen was wichtig ist
Die Fastenzeit stelle keinen Körperkult in den Mittelpunkt, sagt der Leiter des Erfurter Seelsorgeamtes, ihr Ziel sei eine Neuausrichtung des Fastenden. "Indem ich mich einschränke, werde ich sensibel für das, was ich brauche. Ich kann entdecken, was mir gut tut und wer und was in meinem Leben wirklich wichtig ist".

Gewissermaßen zur Entschlackung wie beim körperlichen Fasten kommt es dann, wenn Fehlhaltungen und schlechte Gewohnheiten korrigiert werden. "Das ist gemeint, wenn Christen von Umkehr sprechen: Richtungsänderung, vielleicht sogar: runter vom falschen und rauf auf den richtigen Weg." Das tue dem ganzen Menschen gut.

Verzicht auf Essen und Konsum
Das Fasten beschränkt sich darum nicht nur auf das Essen. Es soll ebenso auf Zeit raubende Vergnügungen wie auf gedankenlosen Konsum verzichtet werden. Durch den Verzicht werden Zeit, Geld und Mittel frei für die Auseinandersetzung mit der eigenen Person, für die Begegnung mit Menschen und die Solidarität mit den Armen, für das Gebet zu Gott und die Meditation.

Die persönliche, soziale und religiöse Dimension des Fastens bildet für die Christen eine untrennbare Einheit. Es entspricht dem christlichen Menschenbild. "Jeder Mensch ist einzigartig, kann aber nicht ohne andere Menschen sein, und die Existenz und Freiheit des Menschen verdanken sich Gott, dem Ziel des Lebens", erklärt der Erfurter Domkapitular.

Um das immer wieder zu entdecken und bewusst zu halten, brauche es besonderer Zeiten und Gelegenheiten. "Die Fastenzeit bedeutet also mehr Gewinn als Verzicht, weil sie mich den Reichtum meines Lebens entdecken lässt," unterstreicht Stöber. Christen könnten darum heiter fasten.
"Zumal das Ziel Ostern heißt, das Fest der Auferstehung! Das bedeutet Zukunft über den Tod hinaus."

Die Tradition der 40 Tage
Warum dauert die Fastenzeit eigentlich genau 40 Tage? Die Zahl 40 hat in der Bibel eine hohe Symbolkraft. So wandert Elias 40 Tage zum Berg Horeb (1 Kön 19,8), 40 Tage bleibt Moses auf dem Berg Sinai (Ex 24,18) und 40 Jahre wandern die Israeliten durch die Wüste (Ex 16,35). Die katholische Kirche hat die Dauer der Fastenzeit auf 40 Tage angesetzt, in Anlehnung an das Fasten Jesu in der Wüste: (Mt 4,2). Übrigens wird auch das Fest Christi Himmelfahrt 40 Tage nach Ostern gefeiert (Apg 1,3).

Sonntage sind ausgenommen
Dass man rechnerisch bei der Zeit von Aschermittwoch bis zum Karsamstag auf 40 Tage kommt, liegt an den ausgesparten Sonntagen. Sonntage zählen nicht zu den Fastentagen. Beim Fasten geht es schließlich nicht um Selbstkasteiung, sondern um ein Überdenken der eigenen Haltung. So dürfen die Sonntage durchaus als kleine Inseln, als Atempausen in der Fastenzeit gelten, an denen man sich ruhig etwas gönnen darf - denn schlechte Laune ist alles andere als christlich, heißt es doch in der Bibel:  "Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, daß sie fasten." (Mt 6,16)

Umfrage: Jeder Siebte fastet
Jeder siebte Deutsche will fasten. In einer Forsa-Umfrage für den "stern" erklärten 14 Prozent der Bundesbürger, in den kommenden Wochen auf Nahrungs- und Genussmittel wie Fleisch, Süßigkeiten, Alkohol oder Zigaretten zu verzichten. 83 Prozent wollen ihre Gewohnheiten nicht ändern.

Fastenzeit 2008 am Bonner Münster
Wie in jedem Jahr bietet das Citypastoral Bonn auch 2008 ein umfangreiches Programm unter dem Motto "durchKREUZt": Vor 800 Jahren war ein Mann namens Franziskus auf der Suche. Sein Lebensweg war geprägt von stetigem Suchen und Fragen. Mit der Fastenzeit 2008 am Bonner Münster werden wir eingeladen, mit Franziskus den eigenen Lebensweg durchKREUZen zu lassen.

Und das finden Sie auf den Internetseiten: Fastenpredigten an den Sonntagen, eine Nacht der Vergebung, thematische  Orgelführungen, Kreuz-Meditationen, Geistliche Kirchenführungen, Konzerte und einen täglichen Impuls per E-Mail.

Und wie fasten die Protestanten?
"7 Wochen ohne" so heißt wieder die diesjährige Fastenaktion der evangelischen Kirche. Es gibt sie schon zum 25. Mal, traditionell von Aschermittwoch bis Ostern. Diesmal lautet das Motto " Verschwendung - 7 Wochen ohne Geiz".