Evangelische Kirche will Angebote in der Stadt profilieren

Gott in der Stadt

Die evangelische Kirche will mit innovativen Angeboten ihre Präsenz in Städten stärken. Die neue Aufmerksamkeit für Religion verdiene auch in der Stadt eine klare evangelische Antwort, heißt es in einer Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die am Donnerstag in Hannover veröffentlicht wurde. Bischof Huber sind darin ein Mittel gegen "Vernachlässigung und Brutalität, Anonymität und Einsamkeit".

 (DR)

Darin werden etwa neue Gemeindeformen, Organisationsreformen, Öffnung der zentralen städtischen Kirchen und kirchliche Beteiligung am Stadtgespräch empfohlen. "Die evangelische Kirche soll in der modernen Stadt ein überzeugender Ort für das Innehalten vor Gott sein", heißt es in dem Text.

Die Studie "Gott in der Stadt" wurde von einer Kommission unter Leitung des Lübecker Propstes Ralf Meister vorbereitet. Im Vorwort schreibt der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber, die aktuelle Stadtentwicklung sei eine Chance für die Kirche, das Evangelium einladend und überzeugend zu verkünden. Die profilierte Arbeit in den vielen City-Kirchen und die Verbindung von gemeindlichen und übergreifenden Angeboten seien dafür Beispiele.

Bischof Huber erinnerte daran, dass Gegensätze zwischen Armut und Reichtum, fremd und heimisch, religiös und ungläubig die Stadt prägten: "Große gesellschaftliche Initiativen und eindrückliche humane Gesten stehen unvermittelt neben Vernachlässigung und Brutalität, Anonymität und Einsamkeit."
Im vergangenen Jahr hatte die EKD bereits einen Text vorgelegt, der die veränderten Aufgaben der Kirche in ländlichen Regionen zum Thema hat. Beide Studien sollen den Angaben zufolge dazu beitragen, die Empfehlungen der EKD-Reformpapiers "Kirche der Freiheit" aufzugreifen.

"Die evangelische Kirche wird sich gerade in der Stadt konzentrieren müssen, wenn sie gegen den Trend wachsen will; sie muss weniger machen, um mehr zu erreichen", heißt es in der Studie. Eine Rückkehr der Kirche in die Stadt erfordere spirituelle Kompetenz und missionarische Öffnung. Erkennungszeichen seien neben den Kirchenräumen sorgfältig vorbereitete Gottesdienstfeiern und einladende Amtshandlungen. Zugleich wird empfohlen, durch neue Angebots- und Beteiligungsformen die Milieuverengung in den Kirchengemeinden zu überwinden.

Vor diesem Hintergrund plädieren die Autoren für die Entwicklung kirchlicher Handlungsperspektiven für die ganze Stadt. Darin müssten die Stadtteilkirchen, die Kirchen in den Stadtzentren, aber auch Profil- und Personalgemeinden sowie Diakonieeinrichtungen einbezogen werden. Der Kirchenmusik wird in der Studie ein besonderer Stellenwert beigemessen. Über musikalische Angebote könnten Zielgruppen erreicht werden, die von anderen kirchlichen Angeboten kaum erreicht würden. Kantoreien, Gospel- und Posaunenchöre hätten immer mehr Mitglieder, die nicht kirchlich sozialisiert seien.

Hervorgehoben wird in der Studie auch die symbolische Bedeutung der Kirchen in der Stadt. Orgelkonzerte, Ausstellungen, feste Gebetszeiten, Kirchenläden, Speisungsräume und Kirchenführungen seien wichtige Angebote. "Die Öffnung aller zentralen Kirchen in der Stadt aber bleibt die unüberbietbare Geste der Einladung an alle Stadtbürgerinnen, alle Flaneure und Umherirrenden und zeigt zugleich die Verantwortung für die städtische Öffentlichkeit." Dabei wird empfohlen, dass zumindest eine Innenstadtkirche bis in die Nacht geöffnet sein sollte.