Rücktritt von Kardinal Lehmann trifft auf Bedauern - Reaktionen aus Kirchen, Gesellschaft und Politik

"Ende einer Ära"

Repräsentanten aus Politik und Kirche haben den Rücktritt von Kardinal Karl Lehmann vom Amt des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz bedauert. Sie bekundeten am Dienstag zugleich ihren Respekt vor der Entscheidung und würdigten Glaubensstärke und Vermittlungsfähigkeit des Mainzer Bischofs.

 (DR)

Kurienkardinal Walter Kasper sagte, mit dem Rücktritt gehe eine Ära zu Ende. Die überwältigende Mehrheit der deutschen Kirche, viele ökumenische Freunde und Dialogpartner aus Politik und Gesellschaft würden diesen Rücktritt als großen Verlust empfinden, erklärte Kasper im Vatikan.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner sagte, Lehmann habe es mit Blick auf die umwälzenden historischen, politischen und wissenschaftlichen Ereignisse der vergangenen Jahrzehnte verstanden, mit allen gesellschaftlichen Partnern im Gespräch zu bleiben und dem Wort der Kirche Gehör zu verschaffen.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, reagierte mit "außerordentlichem Bedauern, doch zugleich mit tiefem Respekt und mit großem Verständnis". Lehmanns ökumenische Weitsicht habe die Zusammengehörigkeit der Christen gestärkt.

Der rheinische Präses Nikolaus Schneider hob in Düsseldorf die "vorbildliche ökumenische Haltung Lehmanns" hervor, der den Protestanten "stets als ein Partner auf Augenhöhe" begegnet sei. "Seine ruhige und besonnene Art hat dem Klima zwischen den großen Kirchen in unserem Land stets gut getan", erklärte Schneider, oberster Repräsentant der 2,9 Millionen rheinischen Protestanten. Lehmann "war und ist ein Segen, nicht allein für seine römisch-katholische Kirche, sondern für alle Christinnen und Christen und für unser ganzes Land", betonte der Präses.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, in einem Telefonat habe sie Lehmann ihr Bedauern über den Rücktritt zum Ausdruck gebracht. Der Mainzer Bischof werde für sie persönlich und für die Politik ein geschätzter Gesprächspartner bleiben. Sein großes Bedauern bekundete der SPD-Vorsitzende Kurt Beck (SPD). Lehmann habe die katholische Kirche in herausragender Weise repräsentiert. Als brillantem Theologen sei es ihm oft gelungen, mit Menschlichkeit und Humor Auffassungen zu versöhnen.

Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff hat Lehmann, für seinen "unermüdlichen Einsatz" gedankt. Lehmann sei ein herausragender und zuverlässiger Repräsentant der Kirche und ihrer Sendung, erklärte Mussinghoff als stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz am Dienstag in Bonn.

Als "sensiblen Moderator und Repräsentanten der Kirche in Deutschland" hat der Hamburger Erzbischof Werner Thissen den scheidenden Vorsitzenden der katholischen deutschen Bischofskonferenz gewürdigt. "Ich sehe in dem über 20-jährigen Wirken Kardinal Lehmanns als Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz ein großes Geschenk für unsere Kirche. In seiner hohen theologischen und menschlichen Kompetenz hat er die vergangenen zwei Jahrzehnte katholischer Kirchengeschichte in Deutschland wesentlich mitgeschrieben. Wir alle sind ihm sehr zu Dank verpflichtet", so Thissen.

Bischof Franz-Josef Bode aus Osnabrück schreibt, "die Weite und Tiefe dieser Persönlichkeit von hoher theologischer Kompetenz, spiritueller Kraft und menschlichem Erfahrungsreichtum waren in diesem Amt ein Segen für uns. Ihm selbst sind daraus in Kirche und Gesellschaft in Deutschland und weit darüber hinaus hohe Achtung und Wertschätzung erwachsen. Bei seiner Autorität und seinem Ansehen hat er sich immer eine echte Kommunikationsfähigkeit mit den unterschiedlichsten Menschen bewahrt."

Der Zentralrat der Juden betonte, Lehmann sei ein verlässlicher und vertrauenswürdiger Ansprechpartner gewesen. Dabei seien tiefe menschliche Bindungen entstanden, die "sich auch in politisch schwierigen Zeiten als tragfähig und belastbar erwiesen haben", sagte die Präsidentin Charlotte Knobloch.

Grünen-Chefin Claudia Roth unterstrich, Lehmann habe weit über die katholische Kirche hinaus die gesellschaftlichen Diskussionen in Deutschland geprägt. "Mit seinem klugen Geist war er und bleibt er eine wichtige Instanz", sagte sie der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer, lobte Lehmanns "Grundsatzfestigkeit, den Realitätssinn und die Bereitschaft zum Zuhören, zum Verstehen und zur Zusammenarbeit". Der Kardinal sei ein "verlässlicher Freund" der katholischen Laien.

Erfurts Bischof Joachim Wanke betonte, den Katholiken in den neuen Bundesländern bleibe Lehmanns Engagement während der dramatischen Wendezeit in dankbarer Erinnerung. Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen nannte den Mainzer Bischof einen "sensiblen Moderator und Repräsentanten der Kirche in Deutschland".

Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller erklärte, Lehmann gebühre "großer Dank und Anerkennung" für seine mehr als 20-jährige Leitungstätigkeit. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode würdigte die "Weite und Tiefe dieser Persönlichkeit von hoher theologischer Kompetenz".

Ihr großes Bedauern bekundeten auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident und SPD-Vorsitzende Kurt Beck und der CDU-Landesvorsitzende Christian Baldauf. Lehmann habe die katholische Kirche in herausragender Weise repräsentiert, betonte Beck. Als brillantem Theologen sei es ihm oft gelungen, mit Menschlichkeit und Humor unterschiedliche Auffassungen zu versöhnen. Baldauf nannte Lehmann einen herausragenden Kirchenführer und Theologen. Er sei ein Glücksfall für die katholische Kirche.