UNICEF Deutschland entscheidet über umstrittene Honorare

Vom Umgang mit Spendengeldern

Dem Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Dietrich Garlichs wird vorgeworfen, über Jahre hinweg am Vorstand des Kinderhilfswerks vorbei üppige Beraterverträge vergeben und einen millionenteuren Umbau der Kölner Zentrale veranlasst zu haben. Unicef-Vorstandsvorsitzende Heide Simonis habe sich um die Aufklärung bemüht, sei aber im Vorstand an einer gründlichen Aufarbeitung gehindert worden, schreibt die Frankfurter Rundschau unter Berufung auf Vorstands-Protokolle. Simonis will sich vor der Vorstandssitzung am heutigen Montag nicht äußern.

 (DR)

Der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Garlichs, will, so berichtet die Zeitung weiter, die Vorstandsvorsitzende Simonis aus dem Amt drängen. Die "Frankfurter Rundschau" berichtete vorab, Garlichs habe mehrere Optionen ausgearbeitet, mit denen er Simonis bei der Vorstandssitzung am Montag in Köln zur Aufgabe ihres Ehrenamts bei dem UN-Kinderhilfswerk zwingen wolle.

Das Kinderhilfswerk Unicef weist den Bericht der "Frankfurter Rundschau" als "Vorverurteilung" zurück. Das Blatt versuche erneut, "durch Mutmaßungen, Spekulationen und Unterstellungen" normale Geschäftsprozesse einer Spendenorganisation ins Zwielicht zu rücken", hieß es in einer am Montag in Köln veröffentlichten Erklärung.

Bei der Sitzung am heutigen Montag stellen die Wirtschaftsprüfer ihren Bericht vor, der nach den Vorwürfen der Spendenverschwendung in Auftrag gegeben worden war. UNICEF-Geschäftsführer Garlichs sieht sich nach der Prüfung im Recht, weil die hohen Honorare für externe Berater juristisch nicht angreifbar seien. Das moralische Urteil haben aber viele ehrenamtliche Helfer schon gefällt.

Ehrenamtler fordern Garlichs Rücktritt
In der Kölner UNICEF-Zentrale seien zahlreiche Beschwerdebriefe und Kündigungen der rund 8000 ehrenamtlichen Mitarbeiter eingegangen. So habe etwa die UNICEF-Arbeitsgruppe Niederrhein ihre Auflösung beschlossen und fordere ebenso wie die Arbeitsgruppe München in einem offenen Brief den Rücktritt des Geschäftsführers.

Heide Simonis ist seit Januar 2006 Vorstandvorsitzende von Unicef-Deutschland. Gleich zu Beginn ihrer Amtszeit soll ein anonymes, an sie gerichtetes Schreiben, Anlass für erste Untersuchungen gewesen sein.  Seit dem Frühjahr würden die Vorgänge intern geprüft, erläuterte Simonis Ende November 2006, als die Vorwürfe öffentlich bekannt wurden.

Spendensiegel für Unicef unumstritten
"Im Grundsatz besteht kein Zweifel daran, dass UNICEF eine seriös und gut aufgestellte Organisation ist. Dass es im Einzelnen Fehlentscheidungen gegeben haben kann, dass kann niemand ausschließen", sagte DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke dem domradio nach Bekanntwerden des Skandals im November.