Die Kirche erwartet Guatemalas neuen Präsidenten Alvaro Colom

Große Erwartungen

Am Montag hat Alvaro Colom seinen neuen Job angetreten: Der Gründer der sozialdemokratisch orientierten Nationalen Union der Hoffnung wurde im November zum Staatspräsidenten Guatemalas gewählt - mit fünf Prozent Vorsprung vor seinem Rivalen, General Otto Perez Molina von der Patriotischen Partei. Coloms Versprechen lauten auf mehr Sicherheit und Kampf gegen die Armut - zwei Anliegen, die auch die katholische Kirche des Landes teilt.

 (DR)

Die guatemaltekischen Bischöfe bringen dem 56-jährigen Colom nicht nur deshalb Wohlwollen entgegen. Elf Jahre nach dem Friedensschluss, der 1996 nach mehr als drei Jahrzehnten Bürgerkrieg unterzeichnet wurde, erwarten Kirche und Bevölkerung "einen wahren Wechsel".

Der Sekretär der Bischofskonferenz, Bischof Gonzalo de Villa y Vasquez, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), "wir hoffen, dass Colom endlich einige der Probleme dieses Landes anpackt". Der Bischof von Solola-Chimaltenango verweist auf die Indigenen und die Landwirte. Beiden Gruppen hat der praktizierende Katholik Colom, der zugleich auch Anhänger der Maya-Religion ist, Hilfe versprochen - "da stimmen wir mit dem neuen Präsidenten voll überein", so de Villa.

Keine leichte Aufgaben
Hohe Erwartungen hat die Kirche auch an die Internationale Kommission gegen Straffreiheit in Guatemala (CICIG). Das von den Vereinten Nationen unterstützte Gremium soll die Machenschaften illegal bewaffneter Gruppen untersuchen und der Justiz bei der strafrechtlichen Verfolgung helfen. Mehr Gerechtigkeit und Demokratie, so lauten die Ziele. Keine leichte Aufgabe, wie der Leiter des Büros, der Spanier Carlos Castresana, warnt.

Guatemala hat ein der höchsten Kriminalitätsraten der Welt. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist riesig, Kinderhandel ein großes Problem. Erste Schritte unternahm das Parlament, als es im Dezember ein restriktiveres Adoptionsgesetz verabschiedete. Der Kinderhandel sei ein trauriges Kapitel und ein sehr komplexes Problem, das auch aus der Armut erwachse, betont Bischof de Villa: "Hoffen wir, dass der neue Präsident dem einen Riegel vorschieben kann."

Lebensschutz, Abtreibung und Sozialpolitik
Auch bei den Themen Lebensschutz, Abtreibung und Sozialpolitik - letztere soll vor allem bessere Lebensbedingungen für die Indigenen bringen - wird die Kirche der neuen Regierung genau auf die Finger schauen. Spannend dürfte zudem sein, wie Colom gegen Bandenkriminalität und Drogenmafia vorgehen will.

Zurücklehnen kann sich der künftige Präsident, der noch bei den Wahlen 2003 Oscar Berger unterlegen war, angesichts solcher Aufgaben sicher nicht - zumal ihn viele als das "geringere von zwei Übeln" wählten. In einigen Regionen hatte General Perez in der Wählergunst die Nase vorn. Colom sollte mit einer starken Opposition rechnen.

Von Brigitte Schmitt (KNA)