Kölner Dionysos-Mosaik ist zu rund einem Drittel restauriert

Gründlichkeit vor Schnelligkeit

Fast 2000 Jahre hat das prächtige Dionysos-Mosaik nahezu unversehrt in der Kölner Erde gelegen. Dann kam "Kyrill". Vor knapp einem Jahr beschädigte der Orkan das im Kölner Römisch-Germanischen Museum gezeigte Bodenkunstwerk schwer. Inzwischen ist das Mosaik zu rund einem Drittel restauriert.

Autor/in:
Markus Peters
 (DR)

Die Arbeiten am zweiten Drittel würden am Montag beginnen, sagte die stellvertretende Museumsdirektorin Friederike Naumann-Steckner am Freitag.
"Nach Gesprächen mit Experten aus Erfurt und Italien haben wir den Sturmschaden auch als Chance begriffen. Deshalb lassen wir nicht nur die entstandenen Schäden ausbessern, sondern gleich das komplette Werk gründlich restaurieren." Angesichts der herausragenden Bedeutung des Mosaiks müsse die Formel "Gründlichkeit vor Schnelligkeit" gelten.

Dionysos nahezu unversehrt
Am 18. Januar 2007 hatte die umherfliegende Holzabdeckung eines Brunnens auf der Domplatte drei große Fenster des Museums durchschlagen. Die bis zu 70 Kilogramm schweren Holzbohlen und die Sperrholzplatten fielen ebenso wie die Glasscherben auf das 75 Quadratmeter große Mosaik.
An rund 120 Stellen zeigten sich mehrere Millimeter tiefe Schürfspuren und Kratzer. Das namensgebende Bildmotiv, der betrunkene und von einem Satyr gestützte Weingott Dionysos, blieb allerdings nahezu unversehrt.

1,5 Millionen Mosaiksteine überprüft
Allein durch die zerstörten Glasscheiben war dem Museum ein Schaden von über 100 000 Euro entstanden, die Kosten für die Restaurierung des Mosaiks sind darin noch nicht enthalten. Diese sind aber wie die Gebäudeschäden von der Versicherung abgedeckt.

In den Tagen nach dem Sturm telefonierte die Museumsleitung mit Experten aus ganz Europa, um eine optimale Lösung für das Beheben der Schäden zu finden. Auch Spezialisten aus Rom wurden eingeschaltet, die das Bodenbild bereits vor Jahren erfolgreich saniert hatten. Jeder der rund 1,5 Millionen verbauten Mosaiksteine musste überprüft werden.

Nachwuchswissenschaftler restaurieren Mosaik
Schließlich entschied sich das Museumsteam für eine einheimische Lösung. Rund 20 Studenten des Fachbereichs Konservierung und Restaurierung der Fachhochschule Erfurt begannen im Sommer 2007 unter Anleitung ihres Professors Christoph Merzenich mit der gründlichen Reinigung des Bodenkunstwerks. Innerhalb von zwei Wochen setzten sie einen Teil der ausgebrochenen Steine wieder ein und beseitigten zahlreiche Kratzer.
"Die Erfurter Studierenden haben sehr gute Arbeit geleistet. Wir sind sehr zufrieden", sagt Naumann-Steckner. Die Erfurter Nachwuchswissenschaftler wurden im Rahmen eines 14-tägigen Semesterprojekts eingesetzt. Diese Arbeiten sollen nun ab Montag fortgesetzt werden.

Mit den abschließenden Restaurierungs-Arbeiten am Mosaik soll im Frühsommer begonnen werden. Das hänge aber auch von der Semesterplanung der Studenten ab, sagte Naumann-Steckner.

Das Dionysos-Mosaik war 1941 bei Bauarbeiten für einen Luftschutzbunker am Kölner Dom freigelegt worden. Später wurde das Römisch-Germanische Museum um das Fundstück herumgebaut. Das neun Millimeter dicke Werk gilt als einer größten und besterhaltenen römischen Böden nördlich der Alpen. Sein Wert wird von Museumsdirektor Hansgerd Hellenkamp mit etwa 15 Millionen Euro angegeben. Während des Wirtschaftsgipfels 1999 in Köln kamen die führenden Regierungschefs der Welt auf dem Dionysos-Mosaik zu einem festlichen Essen zusammen.