Der Präsidentenbesuch versetzt Bethlehem in Belagerungszustand

Bush als Pilger

Ausgangssperre für ein Gebet: Einen Pilger wie George W. Bush hat Bethlehem in seiner 2.000-jährigen christlichen Geschichte noch nicht gesehen. Die Geburtsbasilika war seit den frühen Morgenstunden durch Hunderte von palästinensischen und amerikanischen Sicherheitskräften abgeriegelt worden. Selbst auf den Dächern der angrenzenden Klöster kontrollierten Polizisten jede Bewegung. Autofahren war in der ganzen Stadt verboten, Fußgänger nur vereinzelt unterwegs. So glich Bethlehem bei der Ankunft von Bushs Hubschrauber einer Geisterstadt.

Autor/in:
Gabi Fröhlich
 (DR)

"Wie 2002 bei der Belagerung der Basilika", erinnert sich Pater Ibrahim Faltas, der die Auseinandersetzungen damals zwischen den palästinensischen Kirchenbesetzern und israelischem Militär im Franziskanerkloster miterlebt hatte. "Schade eigentlich", fügt er hinzu - "bei Bill Clintons Besuch vor zehn Jahren haben die Menschen ihren Gast noch auf den Straßen begrüßt." Auch bei der Visite Papst Johannes Paul II. im Heiligen Jahr 2000 sei die ganze Stadt auf den Beinen gewesen. Diesmal hatten die Bewohner Bethlehems ihre Begrüßung schriftlich vor die Häuser gehängt: 'Kein Friede mit Siedlungen' stand auf einem der Banner; 'Jerusalem gehört uns' auf einem anderen.

Bush hatte den streng privaten Abstecher zwischen den politischen Gesprächen nach Bethlehem persönlich gewünscht. Die Kirchenführer, die ihn am Eingang der Basilika erwarteten, begrüßte der müde wirkende Methodist mit den nachdrücklichen
Worten: "Ich bin jemand, der glaubt; ich bin jemand, der fest glaubt!" Im Zentrum der Visite stand sein Gebet in der Grotte der Geburt Jesu - mehrere Minuten nach Augenzeugen "still und allein". Nur der Muezzin rief vom Minarett gegenüber der Kirche. Er habe besonders seiner Familie gedacht und einiger "persönlicher Anliegen", erklärte Bush seinen Begleitern.

Die palästinensische Tourismusministerin Chulud Daibes, selbst Katholikin, führte den Präsidenten anschließend gemeinsam mit den griechisch-orthodoxen, armenischen und franziskanischen Kirchenvertretern durch die Basilika, die als die älteste Kirche der Welt gilt. Bush habe aufmerksam zugehört, berichtete Franziskaner-Kustos Pierbattista Pizzaballa.

Auch der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III., zeigte sich beeindruckt von dem Besuch: Der Präsident habe ihnen versichert, sich "persönlich und mit allen Kräften" für ein Gelingen des Friedensprozesses einzusetzen, damit sich die Menschen bald frei in einem demokratischen Staat bewegen könnten. "Ich glaube ihm", meinte der Patriarch und erklärte, dass er Bush im Namen seiner Kirche versprochen habe, seine Mission durch das Gebet zu unterstützen.

In der Begleitung Bushs fehlte im Übrigen der Bürgermeister von Bethlehem, Viktor Batarseh. Das von der Hamas-Mehrheit im Stadtrat gewählte frühere Mitglied der Palästinensischen Befreiungsfront PFLP galt schon im Mai 2007 dem deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) als ein Terrorist, dem er nicht die Hand schüttelte.

Kaum war der Bush-Hubschrauber wieder abgeflogen, füllten sich der Krippenplatz und die Straßen wieder mit Leben. Der prominente Pilger hatte sich zuvor noch bei den Bethlehemiten für die Umstände entschuldigt, die sein Besuch gemacht habe. Am Freitag will der Präsident in der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem einen Kranz niederlegen und anschließend den Berg der Seligpreisungen sowie die Ausgrabungen von Kapharnaum, der "Stadt Jesu", am See Genezareth besuchen. Dort sollen die israelischen Sicherheitsmaßnahmen - wenn überhaupt möglich - noch drastischer sein als im palästinensischen Bethlehem.