Vor dem Dreikönigstreffen der FDP wird die Kritik an Westerwelles "One-Man-Show" lauter

Einsamer Frontmann

Das traditionelle Dreikönigstreffen ist für Guido Westerwelle eigentlich eine Art Heimspiel. Als unangefochtener Partei- und Fraktionschef der Liberalen kann er zu Beginn des politischen Jahres mit gewohnt markigen Sprüchen die große Koalition attackieren und die Verdienste der FDP als stärkste Oppositionskraft hervorheben. Tosender Beifall ist ihm am Sonntag in Stuttgart wie schon in den Vorjahren sicher. Allerdings zeigen sich führende Politiker der Partei angesichts der herannahenden Landtags- und Bundestagswahlen zunehmend unruhig.

 (DR)

So legte der ehemalige Partei- und Fraktionschef Wolfgang Gerhardt ein neues Strategiepapier vor, in dem er die FDP aufforderte, die "liberalen Kernthemen" besser als bisher zu präsentieren, und zugleich die "One-Man-Show" Westerwelles kritisierte.

Schon im vergangenen Jahr hatte Gerhardt sich unmittelbar vor der FDP-Kundgebung in Stuttgart für mehr Spitzenpersonal ausgesprochen. Doch in diesem Jahr fallen seine Forderungen auf ganz besonders fruchtbaren Boden.

Profilierungsprobleme
Denn die FDP ist in letzter Zeit vor allem mit Profilierungsproblemen und schlechten Umfragewerten aufgefallen. Als "Anwalt der vergessenen Mitte" konnte sich die Partei nicht positionieren. Auch Attacken gegen die "Neosozialisten" und "Postkommunisten" der Linken, der Aufruf an die Wähler, zwischen "Freiheit" und "Sozialismus" zu entscheiden, und die Darstellung der FDP als "Freiheitsstatue" wirkten schrill und brachten Westerwelle parteiinterne Kritik ein.

Am schärfsten formulierte es damals der Kieler FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki: Mit einem Vorsitzenden, der sich selbst zur Freiheitsstatue stilisiere, werde die FDP den Wettstreit mit den Grünen nicht gewinnen können, sagte der frühere Möllemann-Verbündete in einem Zeitungsinterview. Es sei schließlich bekannt, dass die Freiheitsstatue "allein im Wasser auf einer Insel vor Manhattan steht und hohl im Kopf ist".

Westerwelle: Die Arbeit der FDP kann so schlecht nicht sein
Die Vergleiche des Post-Mindestlohns mit einer "DDR ohne Mauer" und der großen Koalition mit der "Nationalen Front der DDR" dürften traditionelle FDP-Wähler ebenfalls eher verschrecken. Mancher dürfte sich an die Übertreibungen im Wahlkampf 2002 erinnert fühlen, als die Liberalen mit Westerwelle als Kanzlerkandidaten und dem "Projekt 18" um Stimmen warben. Schon damals war Gerhardt ein erklärter Gegner von Westerwelles Spaß-Wahlkampf.

Doch Westerwelle zeigt sich auch von der jüngsten Gerhardt-Kritik unbeeindruckt. "Die Arbeit der FDP kann so schlecht nicht sein, wenn wir bei den Wahlen regelmäßig hinzugewinnen", verkündet er scheinbar ungerührt. Der FDP-Frontmann muss allerdings aufpassen, dass aus dem Rumoren in seiner Partei nicht irgendwann offener Aufruhr wird.

Von ddp-Korrespondentin Mey Dudin