Trauer über Alt-Erzbischof Saiers Tod

"Eine überragende Säule"

Vertreter von katholischer und evangelischer Kirche haben mit Trauer auf den Tod des früheren Freiburger katholischen Erzbischofs Oskar Saier reagiert. Karl Kardinal Lehmann würdigte den Verstorbenen als "authentischen Zeugen der Wahrheit". Saier soll kommende Woche beigesetzt werden.

 (DR)

Das Erzbistum teilte am Freitag mit, dass das Requiem am Donnerstag im Freiburger Münster stattfinden wird. Anschließend wird der Alterzbischof in der Bischofsgruft beigesetzt. Zuvor wird der Verstorbene am Mittwoch in der Kirche des Priesterseminars Collegium Borromaeum aufgebahrt.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, würdigte den Verstorbenen als "authentischen Zeugen der Wahrheit", der das Erzbistum mit großer Klugheit und Verantwortung geleitet habe. Auch für die Deutsche Bischofskonferenz sei Saier "eine überragende Säule" gewesen, nicht zuletzt als stellvertretender Vorsitzender zwischen 1987 und 1999.

"Wegbereiter für ein gutes ökumenisches Miteinander"
Als umsichtigen und aufopferungsvollen Seelsorger würdigte der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst den verstorbenen Alt-Erzbischof. In seiner Amtszeit von 1978 bis 2002 habe er in zurückhaltender Art wichtige pastorale Akzente gesetzt und dabei die weltoffene Theologie des Zweiten Vatikanischen Konzils konsequent und systematisch umgesetzt. Fürst erinnerte auch an die von Saier gemeinsam mit den Nachbarbischöfen Walter Kasper und Karl Lehmann unternommene Initiative zur Pastoral mit geschiedenen Wiederverheirateten. Für den Freiburger Erzbischof sei es sehr schmerzlich gewesen, dass es darüber zum Konflikt mit der römischen Glaubenskongregation gekommen sei. Er sei der "schwierigen Gratwanderungen im Interesse der Seelsorge für die Menschen" nicht ausgewichen.

Als Wegbereiter für ein gutes ökumenisches Miteinander in Baden bezeichnete der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer den Verstorbenen. Fischer erinnerte an wichtige ökumenische Dokumente, die Saier in seiner Amtszeit von 1978 bis 2002 verantwortet hatte. Dazu zählen die in Baden bereits 1998 vollzogene gegenseitige Anerkennung der Taufe und das 1999 wieder aufgelegte Dokument "Gottesdienste und Amtshandlungen als Orte der Begegnung". Auch der ehemalige badische Landesbischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Klaus Engelhardt, würdigte Saier als einen wahren Brückenbauer zwischen den Konfessionen und den beiden Kirchen.

Überregionale Aufmerksamkeit
Saier wurde am 12. August 1932 im "Vogtshof" in Wagensteig in der Nähe von Freiburg geboren und 1957 zum Priester geweiht. Papst Paul VI. ernannte ihn 1972 zum Weihbischof in Freiburg und 1978 zum Erzbischof. Von diesem Amt trat Saier 2002 aus gesundheitlichen Gründen zurück.

Überregionale Aufmerksamkeit erhielt der konservative Kirchenmann erstmals, als er 1982 gemeinsam mit den Bischöfen von Basel und Straßburg eine Erklärung über "Das Verhalten des Christen im Konflikt um die Kernenergie" herausgab. Für Aufsehen sorgte 1993 ein Hirtenbrief zur "Pastoral mit Geschiedenen und wiederverheirateten Geschiedenen". Darin trat Saier mit den beiden anderen Bischöfen der Oberrheinischen Kirchenprovinz, dem Mainzer Bischof Karl Lehmann und dem damaligen Rottenburg-Stuttgarter Bischof Walter Kasper (beide inzwischen Kardinäle), dafür ein, dass wieder verheiratete geschiedene Katholiken sich nach ernster Gewissensprüfung ermächtigt fühlen könnten, trotz ihrer kirchenrechtlich ungeordneten Situation die Eucharistie zu empfangen. Die Initiative stieß auf Kritik des Vatikan und wurde von diesem abgeblockt.