domradio.de zitiert die in der Bild-Zeitung erhobenen Forderungen

Kochs Tugendkatalog

Damit Sie nicht die Bild-Zeitung kaufen brauchen, zitieren wir an dieser Stelle den Tugendkatalog des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch vom Donnerstag. Ob Koch die von ihm erhobenen Verhaltensregelungen auch auf sein eigenes politisches Tagesgeschäft und den Wahlkampf anwenden will, ist noch nicht bekannt.

 (DR)

1. Respekt vor der älteren Generation!
Der Anteil der älteren Generation in unserer Gesellschaft nimmt zu. Das erfordert einen respektvollen Umgang von Jung und Alt. Die Achtung vor dem Alter muss eine gelebte Tugend sein. Dem Älteren den Platz im Bus anzubieten, den Sitzplatz an der Bushaltestelle einer Älteren frei zu machen oder beim Tragen der Einkaufstasche behilflich zu sein - all das muss selbstverständlich sein!

2. Höflichkeit muss „in" werden
Auch die kleinen „Signale des Alltags" bestimmen den Zusammenhalt einer Gesellschaft. Höflichkeit gehört dazu. Muss es nicht normal sein, dem Nächsten die Tür im Supermarkt aufzuhalten oder auch ordentlich zu grüßen? Wir sprechen oft darüber, wie uns dieser oder jener neue Fernsehfilm gefallen hat. Sollten wir nicht auch öfter mal über Höflichkeit und eigentlich selbstverständliche Anstands- und Umgangsformen reden?

3. Tugenden und Traditionen
„Alles will gelernt sein", „Ordnung ist das halbe Leben", „Übung macht den Meister" - für manche Zeitgenossen passen diese angeblich altbackenen Sprüche nicht mehr in unsere Welt. Aber haben diese altbewährten Redensarten nicht gerade in einer immer komplexer werdenden Welt einen einfachen, tiefgründigen Sinn? Gerade zum Miteinander der Generationen sollten wir diese Weisheiten nicht unter den Teppich kehren, sondern neu aufleben lassen. Ohne Fleiß kein Preis!

4. Mut zur Erziehung
Schon das Grundgesetz sagt: „Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht". Der Staat hat durchaus ein Wörtchen mitzureden - deshalb brauchen wir bundesweit verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen für Kinder. Aber der Staat kann und darf nicht die Familie ersetzen. Leistungsbereitschaft und Neugierde wecken, Grenzen aufzeigen und Ordnung vorleben - das müssen in erster Linie die Eltern. Verantwortungs- und Pflichtgefühl müssen in der und durch die Familie erlernt werden. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf - das ist auch Konsens zwischen den Parteien - muss verbessert werden, u. a. durch Ganztagsangebote. Aber mit Wahlfreiheit der Eltern und ohne staatlichen Zwang. Das böse Wort der „Lufthoheit über die Kinderbetten" des Staates darf nicht Realität werden.

5. Integration ist keine Einbahnstraße
Wir sind offen für andere Kulturen, keine Frage. Und nehmen diejenigen, die zu uns kommen, mit offenen Armen auf. Aber deren Integration in unsere Gesellschaft kann keine Einbahnstraße sein, deshalb muss es klare Regeln für das Zusammenleben in unserem Land geben. In Wohnvierteln mit hohen Zuwandereranteil muss es klare „Spielregeln" geben, deren Beachtung für das Miteinander zwingend einzuhalten sind und deren Nichtbeachtung selbstverständlich Konsequenzen haben muss. Unsere Sitten und Gebräuche können und sollen nicht „mir nichts, dir nichts" über Bord geworfen werden. Respekt und Toleranz müssen beide Seiten vorleben. Deshalb nur als Beispiel: Die Sprache im Miteinander muss Deutsch sein, das Schlachten in der Wohnküche oder in unserem Land ungewohnte Vorstellungen zur Müllentsorgung gehören nicht zu unserer Hausordnung.

6. Grenzen und Disziplin
Das Gewaltmonopol des Staates dient dazu, die Freiheit seiner Bürger zu sichern. Deshalb: konsequente Verbrecherjagd, Opferschutz statt Täterschutz. Nur: Den Zusammenhalt einer Gesellschaft kann der Staat auch nicht verordnen. Nicht nur für junge Menschen gilt beispielsweise: Grenzen aufzeigen, Disziplin gehört auch zum Zusammenleben dazu. Lieber drei Tage Gefängnis als Warnschuss für einen jungen Gewalttäter am Anfang als eine lebenslange kriminelle Karriere! Besonders wichtig ist, dass wir nicht wegschauen, wo menschliches Zusammenleben in Gefahr zu geraten droht: Wenn eine junge Frau an der U-Bahn angegriffen wird, eine ältere Frau kaum stehen kann, aber keiner ihr einen Sitzplatz anbietet, ein Rentner im Dunkeln respektlos angegangen wird oder ein Schwarzafrikaner Opfer einer Jugendbande wird, dann darf nicht weggeschaut werden. Dann muss eingegriffen und alarmiert werden.

Diese Probleme müssen offen und deutlich angesprochen werden. Wer dazu nicht den Mut hat, kennt die Probleme nicht. Oder verschweigt sie einfach und lässt alles so weiterlaufen.

Fakt ist: Jeden Tag sprechen die Menschen darüber, in der Frühstückspause, beim Kaffeeklatsch, im Verein, am Tresen. Eine ganze Generation hat nach den Schrecken des Krieges aus Trümmern ein Wirtschaftswunderland gemacht. Diese Leistung setzt sich bis heute fort: Hoch qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, mutige Firmenchefs und Unternehmenspersönlichkeiten sind ein Garant für die Stärke unseres Landes. „Made in Germany" ist gestern wie heute ein Qualitätssiegel.
Aber wir brauchen auch wieder mehr selbstverständlichen Anstand, mehr Rücksicht und Zivilcourage. Konrad Adenauer hat bis heute recht: Das Wichtigste ist der Mut! Dafür ist es nie zu spät.

(Quelle: Bild)