Dutzende Menschen sollen verbrannt sein

Kirchen-Massaker in Kenia

Die Unruhen in Kenia weiten sich weiter aus. Bei einem Massaker in einer Kirche im Westen des Landes sind am Dienstag zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 35 Menschen seien bei lebendigem Leib verbrannt, berichten Medien. Der Vorfall soll einen ethnischen Hintergrund haben.

 (DR)

Als eine aufgebrachte Menschenmenge eine mit Vertriebenen gefüllte Kirche in Eldoret in Brand setzte, seien die Menschen gestorben, berichteten Medien unter Berufung auf lokale Polizisten. Ein Sprecher des Roten Kreuzes bestätigte den Vorfall und sprach von mehr als 40 Schwerverletzten, die mit Brandwunden behandelt werden mussten. Der britische Rundfunksender BBC berichtete, der Vorfall habe einen ethnischen Hintergrund.

Bei den Opfern handele es sich um ethnische Kikuyu. Die Ethnie, der auch Präsident Mwai Kibaki angehört, ist seit der umstrittenen Wiederwahl Kibakis am Sonntag Ziel zahlreicher Übergriffe gewesen.

Bislang mehr als 250 Menschen ums Leben gekommen
Der Opposition zufolge sind seitdem mehr als 250 Menschen bei Unruhen ums Leben gekommen, die das ganze Land erschütterten. Besonders schlimm war die Lage in Kisumu im Westen Kenias, wo Augenzeugen von mehr als hundert Leichen berichteten, von denen die meisten erschossen worden seien.

Oppositionsführer Raila Odinga, der für sich den Wahlsieg in Anspruch nimmt, warf der Polizei vor, die Bevölkerung im Auftrag der Regierung zu provozieren und willkürlich Menschen zu erschießen. Trotz eines polizeilichen Verbots rief Odinga seine Anhänger auf, am Donnerstag bei einem Trauermarsch für die Demokratie in Nairobis Innenstadt teilzunehmen. Er erwarte mindestens eine Million Teilnehmer.

Wachsender Druck auf Präsident Kibaki
Unterdessen stieg der Druck auf Präsident Kibaki, die Ergebnisse der Wahl von unabhängiger Seite kontrollieren zu lassen. Die USA, die Kibaki unmittelbar nach seiner Vereidigung als einzige gratuliert hatten, zogen ihre Glückwünsche wieder zurück. Es gelte, besorgniserregende Unregelmäßigkeiten zu untersuchen, hieß es stattdessen. Der britische Premier Gordon Brown forderte Kibaki auf, auf seinen Widersacher Odinga zuzugehen.

Der Chef der EU-Wahlbeobachter, Alexander Graf Lambsdorff, forderte bei der Vorstellung des vorläufigen Abschlussberichts am Dienstag eine Neuauszählung der in den Wahlkreisen gesammelten Ergebnisse.

"Wir haben Zweifel, ob die veröffentlichten Ergebnisse tatsächlich die Entscheidung der kenianischen Wähler widerspiegeln." Lambsdorff warnte vor den Folgen, sollte die Regierung eine Überprüfung weiter ablehnen. "Kenia galt immer als Modell in Afrika, diese Rolle steht jetzt auf dem Spiel."