Debatte um Aleviten-Kritik bei domradio.de

"Dieser Brief ist traurig"

Zustimmung und Ablehnung - die Aleviten-Kritik Lale Akgüns hat unterschiedliche Reaktionen unter den Lesern von domradio.de hervorgerufen. Die SPD-Politikerin hatte die Proteste der islamischen Religionsgemeinschaft gegen einen kritischen ARD-Krimi als "gekünstelt" und "dick aufgetragen" bezeichnet. domradio.de dokumentiert eine Auswahl der Reaktionen, die uns erreicht haben.

 (DR)

Die Islambeauftragte der SPD, Lale Akgün, hatte sich in ihrem "persönlichen Brief" vor die Autorin des umstrittenen NDR-"Tatorts" gestellt und die alevitischen Verbände in Deutschland scharf angegriffen. Die Funktionäre nähmen den Krimi als "willkommenen Anlass, eine Werbebotschaft in eigener Sache heraus zu posaunen". Wie beim "Karikaturenstreit" werde erneut ein nichtiger Anlass werde von Interessengruppen dazu genutzt, „eigene egoistische Ziele zu verfolgen". Ohne Not würden „Gräben zwischen Gruppen in unserer Gesellschaft aufgerissen", beklagt Akgün.

Akgün spricht in dem Brief Maccarone ihre Solidarität aus. "Ich wünsche Ihnen genügend Kraft und eine dicke Haut, an der die Vorwürfe abprallen."

Proteste in Köln
Mehr als 10.000 Aleviten aus Deutschland und zahlreichen Nachbarländern waren am Sonntag in Köln auf die Straße gegangen. Sie hatten so gegen den "Tatort"-Krimi "Wem Ehre gebührt" demonstriert.

Der Film behandelt einen fiktiven Inzestfall in einer alevitischen Familie. Der verantwortliche NDR-Programmdirektor Volker Herres will mit Vertretern der alevitischen Gemeinden zusammenkommen.

Reaktionen von domradio.de-Lesern
Zahlreiche Reaktionen erreichten in den vergangenen Tagen die domradio-Redaktion. Lesen Sie hier einige Passagen:

"Dieser Brief ist richtig traurig. Die Aleviten müssen nichts beweisen. Wir haben nie gesagt, dass wir die besseren sind oder die anderen die schlechteren Muslime. Wir haben keinen Hass gegenüber Menschen. […] Ich bin überzeugt, dass dieser Film extra über Aleviten gemacht worden ist, weil sie das Gefühl hatten, dass wir uns nicht wehren. Diese Zeit ist vorbei und das Gericht wird entscheiden."

"Leider bin ich nicht so wortgewandt wie Frau Akgün, unterstütze jedoch jeden ihrer Sätze."

"Schon die Überschrift verwirrt die Leser. Einen 'Alevitenstreit' gibt es doch gar nicht. Es wird über die Aleviten und das Alevitentum nicht gestritten, aber auch nicht debattiert. […] Dem alevitischen Verband werden Absichten unterstellt, die in eine westliche Debattenkultur nicht passen. Man könnte auch bei jeder Anstrengung der Politiker/innen einen persönlichen Profit unterstellen, man muss sachlich bleiben. Der weitere Text besteht aus den wiederholten Vorwürfen an den Verband, ohne inhaltliche Argumente, unsachlich, für eine SPD Abgeordnete ziemlich dünn. […] Die alevitische Bevölkerung ist ein wichtiger Teil dieser Gesellschaft, mit ihrem Glauben, ihrer Kultur und ihren Verbänden. Die Aleviten sind Verfechter der freien Meinung. […] Der Brief entlarvt nur Lale Akgüns rückständige Gesinnung."

"Kein Wort darüber, dass Aleviten sich betroffen fühlen könnten wegen geschichtlich leidvoller Erfahrung. Dieser öffentliche Brief ist sehr einseitig. Fehlende Sensibilität ist leider oft feststellbar, wenn es um Aufmerksamkeitserheischen in unserer kurzlebigen Zeit und um 'Erfolg haben müssen' geht. Schade um die Folgen."