Premiere für das Songdrama "Stairways to Heaven" in Düsseldorf

Brisantes "Evangelium der Popmusik"

Der Regisseur hofft, dass die Premiere ohne Personenschutz auskommen wird. Mit seiner Produktion "Stairways to Heaven" (Treppen zum Himmel) thematisiert der Schweizer Erik Gedeon das Verhältnis zwischen den Weltreligionen. Zwar will der bekennende Atheist nicht an Religionskritik sparen. Das Werk, das am 6. Januar am Schauspiel Düsseldorf uraufgeführt wird, soll aber auch ein Appell zur Toleranz sein, wie Gedeon betont.

 (DR)

Dass das Thema brisant ist, zeigen der Karikaturenstreit um den islamischen Propheten Mohammed, die Auseinandersetzungen um die Enthauptungs-Szenen in der Oper "Idomeneo" und die jüngsten Demonstrationen von Aleviten nach einem "Tatort". Der Autor und Regisseur des Stücks räumt auch ein, dass er "nicht zimperlich" mit den Religionen umgehe und auch Kritik deutlich mache.

"Stairways to Heaven" spielt auf einer internationalen Messe für den richtigen Glauben, wo sich Christentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus und Judentum auf den Besucheransturm vorbereiten. Unter dem Übertitel "We believe" (Wir glauben) werden in dem gut anderthalbstündigen Stück "Stairways to Heaven" Infostände aufgebaut, um in friedlicher Eintracht für den jeweiligen Glauben zu werben.

Dabei kommt es "unter dem Mantel der Ökumene zu interreligiösen Konflikten", wie der Regisseur ankündigt. Doch immer wieder besinnen sich die verschiedenen Religionsvertreter auf die friedlichen Absichten der Messe und werben mit "einem musikalischen Evangelium der Popmusik" für ein weltoffenes Religionsverständnis.

Englischsprachige Songs "aus dem Popmusik-Himmel"
Als ein erster Besucher, gänzlich unentschlossen in Glaubensfragen, frühzeitig auf der Messe auftaucht, ist das friedliche Miteinander jedoch mit einem Schlag beendet. Als dann noch eine Frau einen weiteren Messestand hereinrollt und erläutert, wie eine Welt ohne Religion aussehen könnte, entschließen sich die Vertreter der Weltreligionen zur Gegenwehr. "Was folgt ist mehr als nur ein musikalisches Feuerwerk", kündigen die Theatermacher.

In der Inszenierung werden insgesamt 18 englischsprachige Songs "aus dem Popmusik-Himmel" präsentiert, erläutert Gedeon. Alle Lieder werden live von einem Pianisten begleitet und von neun Schauspielern gesungen.

Gedeon, der als protestantisch erzogener Jugendlicher nach seiner Konfirmation rund zehn Jahre lang in einer katholischen Pfadfindergruppe war, will nicht akzeptieren, dass über Religion angeblich nicht gelacht werden darf. "Ein Lachverbot ist auch ein Denkverbot", so der Regisseur.

"River Deep Mountain High", "Imagine", "Stand By Me"
Das Motto des Stücks geht zurück auf den international berühmten Song "Stairway to Heaven" der britischen Rockgruppe Led Zeppelin aus den 70er-Jahren. Damals war der Ohrwurm bereits umstritten, weil einige Kritiker behaupteten, die Band habe eine satanische Botschaft in der Aufnahme untergebracht, die zu hören sei, wenn man das Stück rückwärts abspielt.

Daneben hat sich der Regisseur für sein neuestes Werk auch "River Deep Mountain High, "Imagine", "Stand By Me" und "als herzergreifendes Duett und Bekenntnis zur Ökumene" zwischen den evangelischen und katholischen Religions-Vertretern den Song "Your the one, that I want" ausgesucht.

Gedeon, der bis 2002 als musikalischer Leiter am Schauspiel Hannover und am Thalia Theater Hamburg arbeitete, inszeniert inzwischen als freier Regisseur mit Vorliebe Songdramen. Er selbst habe ein Archiv von rund 50.000 Songs. Nach seiner Schätzung gibt es weltweit insgesamt 1.000 Lieder, die man dem "Pop-Evangelium" zuordnen könnte. "Für mich als Atheisten ist die einzige Möglichkeit, mit Religion klar zu kommen die, dass die unterschiedlichen Religionen miteinander klar kommen", sagt der Regisseur.

Von Andreas Rehnolt (epd)