Aleviten-Proteste gegen "Tatort"-Krimi - Akgün verteidigt Regisseurin

"Ein Sturm im Wasserglas"

Zwischen 10.000 und 20.000 Mitglieder der Alevitischen Gemeinde Deutschland haben nach Polizeiangaben am Sonntag vor dem Kölner Dom gegen die angeblich Verunglimpfung ihrer Glaubensgemeinschaft in einem "Tatort"-Krimi demonstriert. In einem persönlichen Brief, der domradio.de vorliegt, nimmt die Islambeauftragte der SPD, Dr. Lale Akgün, die Regisseurin des Films in Schutz und ruft die Aleviten auf, sich ein Beispiel an Kardinal Meisner und dem Umgang des Kölner Erzbistums mit Hohn und Spott zu nehmen.

 (DR)

In dem zweiseitigen Schreiben spricht Akgün der Regisseurin,, Angelina Maccarone, ihre Solidarität aus. "Ich wünsche Ihnen genügend Kraft und eine dicke Haut, an der die Vorwürfe abprallen, die derzeit nach der Ausstrahlung Ihres jüngsten "Tatort"-Krimis auf Sie einprasseln."

Der Protest der alevitischen Verbände über die "angeblich anti-alevitischen Tendenzen" des Films seien sehr gekünstelt und dick aufgetragen. "Ein Sturm im Wasserglas." Meiner Überzeugung nach sehen die Funktionäre Ihren Krimi als willkommene Gelegenheit, ordentlich die Werbetrommel in
eigener Sache zu rühren. Und das auf Ihrem Rücken!"

Lesen Sie hier den Brief in voller Länge.

Friedliche Proteste
Die Veranstaltung mit "deutlich mehr Teilnehmern als angemeldet" sei sehr friedlich verlaufen, sagte ein Polizeisprecher. In dem "Tatort" mit dem Titel "Wem Ehre gebührt", der am 23. Dezember im Ersten gezeigt wurde, ging es um Inzest in einer alevitischen Familie.

Die Demonstranten werfen dem produzierenden Sender NDR und den Filmemachern vor, alte Vorurteile gegen die Glaubensgemeinschaft verbreitet zu haben. In der Türkei diente der Inzest-Vorwurf dazu, die Aleviten zu verfolgen und zu unterdrücken. Die Aleviten fordern vom NDR eine Entschuldigung und eine Gegendarstellung. Bereits am vergangenen Donnerstag hatte es eine Protestaktion in Berlin gegeben. Rund 700. 000 der in Deutschland lebenden Türken sind Aleviten.