Taizé-Prior zum Jugendtreffen in Genf - Teilnehmer berichtet im domradio

"Versöhnung suchen"

Bis Dienstag versammeln sich mehr als 40.000 Teilnehmer zum 30.
Taize-Jugendtreffen in Genf. "Ich hoffe, die Jugendlichen erfahren hier etwas von der Bereitschaft, sich für Frieden und Versöhnung einzusetzen", sagt Taize-Prior Frere Alois. - Im domradio-Interview berichtet Michael Vendel von dem Treffen. "Ergreifend", sagt der 17-jährige. Er ist zum ersten Mal bei einem internationalen Taizé-Treffen.

 (DR)

Der Leiter der ökumenischen Gemeinschaft von Taize, Frere Alois, hat dazu aufgerufen, am europäischen Gedanken festzuhalten. Zum Auftakt des 30. Taize-Jugendtreffens in Genf beklagte er, derzeit herrsche in Europa vielmals Überdruss und ein zunehmender Hang zur Regionalisierung. "Europa wird nicht aufgebaut, ohne dass wir aufeinander zugehen", mahnte Frere Alois am Freitagabend vor 40.000 Jugendlichen.

Der Weg der Einheit bedeute, die Besonderheiten der einzelnen Völker und Regionen miteinander zu teilen und nicht, diese aufzugeben, so der Taize-Prior. Er warnte vor Parallelgesellschaften, in denen Gleichgültigkeit über die Belange von einzelnen Gruppen wie etwa Migranten herrsche.

Ökumenischer Gründungsauftrag
Frere Alois erinnerte an den Gründer der Taize-Gemeinschaft, den
2005 verstorbenen Schweizer Frere Roger. Die Rückkehr in dessen Heimat bedeute für die Brüder einer Rückbesinnung auf das, "was den Kern unserer Berufung bildet: die Versöhnung der Christen, um Sauerteig für den Frieden in der Menschheitsfamilie zu sein", so der aus Deutschland stammende Katholik, der die Bruderschaft seit Frere Rogers Tod leitet.

Im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mahnte Frere Alois mehr Anstrengungen bei der Ökumene an. Einmal im Jahr um die Einheit der Christen zu beten, reiche nicht mehr aus. "Wir müssen öfter die gemeinsame Sprache des Gebets suchen und dabei einander kennenlernen", forderte der Taize-Prior und sprach von einer Ökumene des Gebets.

Mahlgemeinschaft als Ziel
Austausch im Glauben heiße entdecken, "dass wir in Christus zueinander gehören und einander bereichern können", sagte er. Derzeit gebe es in den verschiedenen Kirchen einen Trend, die eigene Identität stärker herauszustellen. Frere Alois setzte die Mahlgemeinschaft als Ziel: "Dass die unterschiedlichen Kirchen einmal am Tisch des Herren gemeinsam zusammenkommen, ist die große Hoffnung, die wir nicht aufgeben sollten."

Seit 1979 veranstaltet die Taize-Gemeinschaft regelmäßig über Silvester Jugendtreffen - unter anderem in Zagreb, Mailand, Lissabon und Hamburg. Dieses Jahr findet die Begegnung erstmals in der Schweiz statt. Bis Neujahr werden die Teilnehmer in Genf gemeinsam beten und in Workshops über Fragen der Zeit und des Glaubens diskutieren. Sonntagabend werden hochrangige Kirchenvertreter zu einer gemeinsamen Lichterfeier erwartet.