Huber warnt vor "zentralistischem Trend" in katholischer Kirche

Zentrale Vorgaben aus Rom?

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, sieht den ökumenischen Dialog gefährdet. Grund dafür sei ein "sehr starker zentralistischer Trend" innerhalb der katholischen Kirche, sagte der Berliner Bischof in einem Interview, das der Norddeutsche Rundfunk am Sonntag ausstrahlt. "Zentrale Vorgaben aus Rom" erschwerten in wichtigen Fragen eine Verständigung zwischen EKD und Deutscher Bischofskonferenz.

 (DR)

Trotz einer Atmosphäre wechselseitigen Vertrauens hätten die beiden großen Kirchen häufiger einen Dissens. Als Beispiele nannte Huber die Debatten um die Schwangerschaftskonfliktberatung und den Umgang mit lebensverlängernden medizinischen Maßnahmen, "auch dort, wo gar keine Hoffnung mehr auf Heilung besteht". Auch das im Juli veröffentlichte Vatikan-Papier zum Kirchenverständnis sei als "kalte Dusche" empfunden worden. In dem Text der Glaubenskongregation heißt es, die protestantischen Gemeinschaften seien nicht Kirchen im eigentlichen Sinne.

In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag) hatte Huber schon einmal zentralistische Tendenzen innerhalb der katholischen Kirche beklagt. Die Stammzelldebatte habe "die Züge eines Kulturkampfs angenommen", so der Berliner Bischof. Der Begriff verweist auf die Auseinandersetzungen zwischen katholischer Kirche und dem Deutschen Reich gegen Ende des 19. Jahrhunderts.
Kennzeichnend war unter anderem das Bestreben des Papstes, Einfluss auf die nationale Politik zu üben und katholische Kirchenvertreter enger an Rom zu binden.