Caritas-Präsident: Extremer Zusammenhang von Bildung und Armut

Geerbte Armut

Caritas-Präsident Peter Neher beklagt einen "extremen Zusammenhang" von mangelnder Bildung, Armut und Arbeitslosigkeit in Deutschland. Armut werde hierzulande weitervererbt, sagte er in einem Interview, das am Freitagabend auf WDR 5 ausgestrahlt wird. Viele Familien lebten bereits in der dritten Generation von Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld II. Dramatisch sei, dass solche Bevölkerungsschichten keine Chancen hätten, sich aus dieser Lage zu befreien.

 (DR)

Neher forderte von der Bundesregierung mehr Unterstützung für Menschen ohne Arbeit und Präventivmaßnahmen für Jugendliche. Die bisherigen Programme für junge Arbeitslose unter 25 Jahren und für Langzeitarbeitslose über 50 Jahren reichten nicht aus.
Notwendig seien Maßnahmen für gering Qualifizierte. Ein großer Teil der Arbeitslosen habe entweder eine abgebrochene Schulausbildung oder keine Berufsausbildung.

Der Caritas-Präsident mahnte auch "eine deutliche Erhöhung" der Hartz-IV-Bezüge an. "Wir gehen davon aus, dass es mindestens 10 Euro sein müssen." Seit der Einführung des Regelsatzes von 347 Euro habe es eine deutliche Erhöhung der Mehrwertsteuer, eine Steigerung der Lebenshaltungskosten und die Einführung von Zusatzkosten wie die Praxisgebühr gegeben. Wichtig sei auch, dass künftig die Kosten für außerordentliche Bedarfe wie Reisen von Kindern zu getrennt lebenden Elternteilen übernommen werden.

Als Zukunftsaufgabe der Caritas bezeichnete es Neher, verschiedene Hilfesysteme miteinander zu vernetzen und untereinander durchlässiger zu machen. So werde an Kindertagesstätten jetzt auch Schuldner- und Erziehungsberatung angeboten. Hier könne man am besten über die Kinder aus Migrantenfamilien an die Eltern herantreten und Integrationsarbeit leisten.