In der evangelischen Kirche stehen 2008 Wahlen für Bischöfe und Kirchenpräsidenten an

Protestantisches Personalkarussell

Vor zwölf Monaten ging die katholische Kirche mit einer Reihe von Vakanzen in ihren Diözesen in das neue Jahr. Nunmehr sind es evangelische Landeskirchen, in denen wichtige Personalentscheidungen anstehen. In vier der 23 evangelischen Landeskirchen müssen Bischöfe oder Kirchenpräsidenten neugewählt werden: Hessen-Nassau, Nordelbien, Oldenburg und Pfalz.

Autor/in:
Rainer Clos
 (DR)

Am kompliziertesten ist die Situation in der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche mit 2,1 Millionen Mitgliedern, wo bisher drei Bischöfe gleichberechtigt die Kirche leiten. Zwei Bischöfe - Hans-Christian Knuth (67) in Schleswig und Bärbel Wartenberg-Potter (64) in Lübeck - gehen im Verlauf des Jahres 2008 in den Ruhestand. Knuth ist derzeit auch Vorsitzender der Kirchenleitung. Wartenberg-Potter, die eigentlich noch bis 2011 gewählt ist, will vorzeitig ausscheiden. Maria Jepsen (62) bleibt als Bischöfin in Hamburg bis spätestens 2012 im Amt.

In Nordelbien kommt hinzu, dass eine Verfassungsänderung wirksam wird, wonach es künftig nur noch einen Landesbischof in Kiel und zwei regionale Sprengelbischöfe geben wird. Für den «Sprengel Nord» soll zum Oktober 2008 ein neuer Bischof mit Sitz in Schleswig gewählt werden. Der leitende Bischof von Nordelbien soll voraussichtlich im September 2009 sein Amt antreten.

Auch in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg mit 470.000 Mitgliedern steht ein Wechsel an der Spitze an. Bischof Peter Krug
(64) hat angekündigt, im September 2008 wolle er sein Bischofsamt abgeben. Eigentlich dürfte der aus dem Rheinland «importierte» Theologe noch bis zum vollendeten 68. Lebensjahr im Amt bleiben.
Derzeit sondiert der Präsident des Oldenburger Kirchenparlaments , Heinz Heinsen, in Sachen Nachfolge.

Im Mai will die Synode in Rastede einen neuen Bischof bestimmen, Beobachter schließen nicht aus, dass wiederum ein leitender Geistlicher von außen berufen wird. Durch Krugs Rückzug ergibt sich auch für die EKD Handlungsbedarf. Denn der Oldenburger Landesbischof ist seit 2003 im Nebenamt auch evangelischer Militärbischof.

Eine Zäsur steht im Landeskirchenamt Hannover an. Der einflussreiche Kirchenjurist Eckhart von Vietinghoff (63), der seit 1984 an der Spitze der Kirchenverwaltung der größten evangelischen Landeskirche steht, geht vorzeitig Ende April in Ruhestand. Vietinghoff, der als Vordenker in der evangelischen Kirche gilt, gehörte zwölf Jahre dem obersten Leitungsgremium der EKD, dem Rat, an.

Nach zwei Amtsperioden scheidet im kommenden November Peter Steinacker (64) als Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau aus. Er amtiert seit 1993 als Präsident der Landeskirche mit 1,8 Millionen Mitgliedern. Für September 2008 ist eine Sondersynode geplant, die den neuen Kirchenpräsidenten wählen soll. Dazu bereitet der Kirchensynodalvorstand unter Leitung von Präses Karl Heinrich Schäfer nach Anhörung von Ausschüssen Wahlvorschläge vor.

Als aussichtsreiche Kandidaten werden genannt Wolfgang Gern (56) und Sigurd Rink (47). Gern ist seit sieben Jahren Chef der hessisch-nassauischen Diakonie und ist derzeit auch Sprecher der Nationalen Armutskonferenz, Rink ist Propst von Süd-Nassau.

In der benachbarten Evangelischen Kirche der Pfalz mit 600.000 Mitgliedern vollzieht sich der Wechsel ebenfalls Ende 2008.
Kirchenpräsident Eberhard Cherdron (64), der seit 1998 an der Spitze der pfälzischen Landeskirche steht und einmal wiedergewählt wurde, wird am 1. Dezember nächsten Jahres in Ruhestand treten. Das Wahlverfahren für einen Nachfolger wurde bereits eingeleitet. Bis Anfang Januar 2008 können Synodale Vorschläge einreichen, vorschlagsberechtigt sind auch die Kirchenregierung und der Nominierungsausschuss des Kirchenparlamentes. Als Favorit wird Oberkirchenrat Christian Schad (49), zuständig unter anderem für Ökumene, Diakonie und Gottesdienst, gehandelt. Die Wahl des neuen Kirchenpräsidenten ist für Mai 2008 geplant.

Nach der Ernennung von Reinhard Marx (54) zum Erzbischof von München und Freising und Franz-Peter Tebartz-van Elst (48) zum Limburger Bischof sowie von Karl-Heinz Wiesemann (47) zum neuen Bischof von Speyer ist in der katholischen Kirche aktuell nur der Bischofssitz Trier vakant. Der Bischof von Münster, Reinhard Lettmann, bot Papst Benedikt XVI. seinen Amtsverzicht für Frühjahr 2008 an. Lettmann wird am 9. März 75 Jahre alt.