Drei Kinder bei Familiendramen in München und der Oberpfalz umgebracht - 43-Jähriger Vater nimmt sich das Leben

Wider alle Appelle

Zwei Familiendramen mit drei toten Kindern haben in Bayern das Weihnachtsfest überschattet. Im Landkreis Regensburg tötete eine 37-jährige Frau am Dienstagmorgen ihre zwei und drei Jahre alten Söhne. Die Hintergründe waren zunächst unklar. In München brachte ein 43 Jahre alter Mann wegen eines Sorgerechtsstreits zunächst seinen achtjährigen Sohn und anschließend sich selbst um.

Autor/in:
Petr Jerabek
 (DR)

Die Frau aus dem oberpfälzischen Beratzhausen wurde am Dienstag in ihrer Dachgeschosswohnung festgenommen. Sie legte ein umfassendes Geständnis ab. Ihre beiden kleinen Söhne starben einer Obduktion zufolge durch Gewalteinwirkung gegen das Gesicht und den Hals. Sie sind laut Polizei wohl erstickt.

Die Schwiegereltern der Frau, die im selben Haus leben, waren am Dienstagvormittag stutzig geworden, weil es in der Dachgeschosswohnung so ruhig war. Sie fanden schließlich die beiden Kinder leblos im Bad auf dem Boden. Die Mutter saß in der Küche. Sie sollte noch am Mittwoch einem Haftrichter vorgeführt werden. Ferner soll geklärt werden, ob eine psychische Störung der Frau Hintergrund der Tat ist.

Der 45 Jahre alte Vater der Kinder wurde von der Polizei nur vorübergehend festgehalten. Ein Verdacht gegen ihn ergab sich nicht. Bisherigen Ermittlungen zufolge war der Mann am Dienstag in den frühen Morgenstunden zur Arbeit nach Neumarkt gefahren.

Im Münchner Stadtteil Feldmoching fanden Polizisten in einem  Einfamilienhaus die Leichen eines 43-Jährigen und seines acht Jahre alten Sohnes. Der Informatiker lag im Kinderzimmer im Obergeschoss des Gebäudes mit einer Plastiktüte über dem Kopf auf dem Kinderbett. Der Junge wurde im Schlafanzug leblos auf einer Couch im Wohnzimmer liegend aufgefunden. Die Leiche des Kindes wies keine äußerlichen Verletzungen auf. Die Todesursache soll am Donnerstag eine Obduktion klären.

Der Mann hinterließ einem Polizeisprecher zufolge eine Nachricht, in der er einen Sorgerechtsstreit mit seiner Ex-Frau als Motiv für seine Tat anführt. Der Achtjährige hatte sich mit Zustimmung seiner im Raum Rosenheim lebenden Mutter über Weihnachten bei seinem Vater in München aufgehalten. Am Dienstag um 14.00 Uhr sollte er wieder der Mutter übergeben werden. Nachdem das Kind auch zwei Stunden später noch nicht zurückgekehrt war, wandte sich die besorgte 41-Jährige an die Polizei.

Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) zeigte sich schockiert über die Familiendramen. Gerade der "extreme Kontrast zwischen dem weihnachtlichen Frieden und diesen erschütternden Taten" müsse jeden wachrütteln. Ein Wegschauen dürfe es nicht geben, mahnte die Ministerin: "Jeder einzelne steht in der Verantwortung für jedes unserer Kinder." Merk warnte davor, das Thema Kinderschutz nach den jüngsten öffentlichen Diskussionen wieder von der politischen Agenda zu nehmen und die Hände in den Schoß zu legen. Sie betonte: "Diese fürchterlichen Ereignisse zeigen, wie drängend das Thema ist. Kinderschutz muss oberste Priorität haben."

Unabhängig von den aktuellen Fällen stand die Sorge um das Wohlergehen von Kindern auch im Mittelpunkt mehrerer Weihnachtspredigten bayerischer Bischöfe. So rief der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann die Gläubigen auf, in ihrem direkten Umfeld auf die Würde der Kinder zu achten und dort aufmerksam zu sein, "wo Eltern mit ihren Kindern oder ihrem Leben insgesamt überfordert sind". Oftmals gehe es nur darum, rechtzeitig Hilfe zu geben oder zu holen, um manches erschütternde Drama zu verhindern. Auch der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke und der evangelische Landesbischof Johannes Friedrich forderten eine familienfreundlichere Gesellschaft.