Brasilianischer Bischof beendet Hungerstreik

Aber sein Kampf geht weiter

Noch Mitte der Woche sah es so aus, als würde Luiz Flávio Cappio den Weg eines Märtyrertodes gehen: Stunden der Bewusstlosigkeit nach mehr als drei Wochen Hungerstreik, so hatte der brasilianische Bischof gegen ein Bauprojekt seiner Regierung protestiert. Nun hat er aufgegeben - und will doch weiterkämpfen.

 (DR)

Nach 24 Tagen hat der brasilianische Bischof Luiz Flávio Cappio seinen Hungerstreik gegen die umstrittene Flussumleitung des Rio São Francisco abgebrochen. Am Donnerstag ließ der geschwächte Franziskaner während eines Gottesdienstes in Sobradinho im Bundesstaat Bahia einen Brief verlesen, in dem er erklärt, sein Kampf gegen das Großprojekt gehe weiter. Der 61-Jährige hatte neun Kilogramm abgenommen und war am Mittwoch fünf Stunden lang bewusstlos.

"Wir haben mit Enttäuschung gesehen, wie die Mächtigen die Unterwerfungsgeste der Justiz gefeiert haben", heißt es in der Erklärung. "Doch unser Kampf geht weiter. Er steht auf dem Fundament des Glaubens an den Gott des Lebens und an das organisierte Handeln der Armen. Wir kämpfen gegen die Zerstörung unserer Artenvielfalt, unserer Flüsse, unserer Menschen und gegen die Arroganz jener, die alles in Ware und Tauschobjekt verwandeln wollen."

Breite Debatte ausgelöst
Der Befreiungstheologe Leonardo Boff sagte, durch seinen Hungerstreik habe Cappio eine breite Debatte über die Lage im brasilianischen Nordosten ausgelöst. "Im Grunde wollte Dom Luiz den Präsidenten daran erinnern, dass er gewählt wurde, weil er versprochen hatte, für die Armen zu regieren". Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hatte zuvor bekräftigt, dass er an der Flussumleitung festhalten werde. "Es ist das humanste Projekt der Regierung" sagte er der Tageszeitung "O Estado de São Paulo" zufolge. "Als Brasilianer aus dem Nordosten, der als kleiner Junge Wasser in Blechdosen transportiert hat, weiß ich, was Wasser bedeutet."

Der 2.700 Kilometer lange São Francisco soll stellenweise umgeleitet werden und so laut Regierung zwölf Millionen Menschen im Nordosten des Landes mit Wasser versorgen. Kritikern zufolge würde jedoch vor allem die exportorientierte Landwirtschaft profitieren, insbesondere der Obst- und Zuckerrohranbau und die Krabbenzucht. Sie setzen sich stattdessen für die Renaturierung des Flusses und für den Bau von Zisternen ein.

Am Mittwoch hatte das Oberste Bundesgericht in Brasília mehrere Einsprüche gegen die Flussumleitung zurückgewiesen. Daraufhin brach Cappio zusammen und wurde in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Regierung stellte ihre Gespräche mit der vermittelnden katholischen Bischofskonferenz ein.