Papst Benedikt mahnt zur Sorgfalt in Heiligsprechungsverfahren

Das Gesicht der Kirche

Christliche Heilige zeigten „das wahre Gesicht der Kirche“ und machten sie „glaubwürdig" erklärte Papst Benedikt am Montag den Postulatoren der Heilig- und Seligsprechungsverfahren. In den letzten Jahrzehnten sei das religiöse und kulturelle Interesse an christlichen Heiligen gestiegen.

 (DR)

Papst Benedikt sagte vor den Postulatoren: „Heilige sind in der Regel ansteckend in ihrer Heiligkeit. Sie antworten auf den Durst der Menschen von heute. Es gibt also eine kirchliche, aber auch soziale Notwendigkeit, immer neue Modelle der Heiligkeit vor Augen zu führen - und das macht die Arbeit von allen, die an Selig- und Heiligsprechungs-Verfahren beteiligt sind, besonders wertvoll.

Egal, was genau ihre Rolle ist: Sie sind strikt der Wahrheit verpflichtet. Darum muss in der Anfangsphase des Verfahrens, auf Bistumsebene, nicht nur das positive, sondern auch das negative Material getreulich gesammelt werden. Dieser Objektivität und Vollständigkeit in der ersten Phase muss dann natürlich auch die Phase der ,Positiones' entsprechen, die in der Vatikan-Kongregation zusammengestellt werden."

Heiligsprechungen in der katholischen Kirche
Die Heiligsprechung ist in der katholischen Kirche eine feierliche Erklärung des Papstes über das vorbildlich christliche Leben eines Menschen und über seine endgültige Aufnahme zu Gott.

Nach dieser "Kanonisation", die während einer Eucharistiefeier vollzogen wird, darf die betreffende Person weltweit verehrt werden. Der Heiligsprechung geht ein kirchlicher Prozess voraus, der über mehrere Instanzen führt. Dabei muss nachgewiesen werden, dass durch die Fürsprache des oder der Betroffenen Wunder geschehen sind. Das gilt allerdings nicht für Menschen, die als Märtyrer, also wegen ihres Glaubens, gestorben sind.

Vor einer Heiligsprechung steht die Seligsprechung. Bei ihr wird nur eine regionale Verehrung des Seligen zugelassen. In der Kirche wurden anfangs die Heiligen ohne förmlichen Prozess anerkannt. Weil es dabei zu Übertreibungen und Parteilichkeiten kam, zog der Papst den Vorgang an sich. Der erste von einem Papst Heiliggesprochene war Bischof Ulrich von Augsburg im Jahre 993.

Das Gesamtverzeichnis der Seligen und Heiligen der katholischen Weltkirche ("Martyrologium romanum") nennt 6.650 namentlich bekannte Selige und Heilige. Die bisher meisten vorbildlichen Christen wurden von Johannes Paul II. selig- oder heiliggesprochen Er kreierte in seinem Pontifikat 1.338 Selige und 483 Heilige. Nur knapp drei Monate nach seinem Tod wurde dann für ihn selbst das Seligsprechungsverfahren eröffnet.