Verhandlungen zwischen Israel und Vatikan weiter in der Schwebe

Ringen um den Kompromiss

Es geht um Anerkennung von Kircheneigentum und ein Jahrhunderte altes Gesetz. Ein Streit, der die Beziehungen zwischen Israel und dem Vatikan seit Jahren stark belastet. Ein erneuter Schlichtungsversuch ist nun ergebnislos zu Ende gegangen. Aber ein Kompromiss erscheint dennoch möglich

 (DR)

Der Apostolische Nuntius in Israel, Erzbischof Antonio Franco, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag, die israelische Delegation habe "interessante Kompromissvorschläge" vorgelegt. Sie würden nun geprüft. Über einen bilateralen Vertrag zur Regelung wirtschaftlicher Fragen wird mit Unterbrechungen seit 1999 verhandelt.

Dabei geht es unter anderem um die Anerkennung von Kircheneigentum, die staatliche Unterstützung für kirchliches Engagement im karitativen und schulischen Bereich sowie um Steuern und Sozialversicherungen. Vor der Staatsgründung Israels 1948 waren kirchliche Einrichtungen von Steuern befreit. Die katholische Kirche beruft sich auf eine Zusicherung Israels nach der Gründung, dieses Privileg beizubehalten. Die Regierung verweist nun jedoch darauf, dass auch die religiösen Institutionen von staatlichen Dienstleistungen profitierten und sich darum auch finanziell beteiligen müssten.

Vorwürfe gegen Israel
Eine Regelung der wirtschaftlichen Fragen wird im 1993 unterzeichneten Grundlagenvertrag zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl ausdrücklich verlangt. Das ebenfalls geforderte Zusatzabkommen über juristische Fragen wurde bereits 1997 unterzeichnet. Israel hat jedoch weder den Grundlagenvertrag noch das juristische Abkommen bisher ratifiziert. Zuletzt hatte Francos Vorgänger als Vatikan-Botschafter in Israel, Pietro Sambi, der israelischen Regierung deshalb öffentlich Unglaubwürdigkeit vorgeworfen.

Franco erklärte nun, dass man in den vor einem Jahr wieder aufgenommenen Verhandlungen einige Fortschritte erzielt habe. Er habe den Eindruck, dass der Staat Israel das kirchliche Engagement für die Menschen im Land prinzipiell anerkenne. Die bilateralen Verhandlungen würden im Mai in Rom fortgesetzt; noch vorher treffe sich die zuständige Arbeitsgruppe.

Probleme arabischer Kirchenleute
Der Vatikan-Botschafter hofft zudem auf eine baldige Lösung der Visa-Probleme für arabische Geistliche im Heiligen Land. Die israelische Seite habe versichert, dass sie an der Frage arbeite.

Einheimische Kirchenvertreter klagen seit einem Jahr über eine zunehmend restriktive Vergabe von Aufenthaltsgenehmigungen für arabischstämmige Priester und Ordensleute. Die Seelsorge des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem stützt sich weitgehend auf Kleriker aus Jordanien und anderen arabischen Nachbarstaaten.