Trauergottesdienst für getötete Kinder aus Darry

Bischöfin: "Schutzengel können wir sein"

In einem Trauergottesdienst ist am Sonntag im schleswig-holsteinischen Lütjenburg der fünf getöteten Kinder aus dem Dorf Darry (Kreis Plön) gedacht worden. Die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter kritisierte in ihrer Predigt angesichts jüngster Fälle von Kindestötungen zu viel Distanz, Individualismus und Egoismus in der Gesellschaft. "Man tritt sich nicht zu nahe. Man fragt nicht viel nach", sagte sie. "Kälte" und "Gottlosigkeit" machten viele Menschen blind "für die Gegenwart Gottes in einem Kindergesicht".

 (DR)

In Anwesenheit des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen (CDU) rief die evangelische Theologin zur gesellschaftlichen Besinnung auf: «Vielleicht gibt es für uns einen Zuwachs an Menschlichkeit durch dieses furchtbare Geschehen.» An dem Gedenkgottesdienst nahmen auch der Kieler Innenminister Ralf Stegner und Sozialministerin Gitta Trauernicht (beide SPD) teil.

Nach derzeitigen Erkenntnissen wurden die Kinder von ihrer 31-jährigen Mutter getötet, die offenbar psychisch krank ist.
Wartenberg-Potter forderte in ihrer Predigt auch dazu auf, an einer kinderfreundlichen Gesellschaft zu arbeiten. «Wir wollen entschiedener für das Leben eintreten», sagte sie. Die Rechte der Familien, die Unterstützungssysteme des Staates, der Kirchen und der Wohlfahrtsverbände müssten gestärkt werden.

Nach Wartenberg-Potters Worten steht neben jedem Kind ein Schutzengel, sobald es auf die Welt kommt. Er lege dem Kind einen Schutzmantel um, der aus einer besonderen Botschaft besteht: «Dieses Kind ist ein Ebenbild Gottes. Aus seinem Weinen, seinem Lachen blickt Gott selbst dich an.» Dieses Wissen solle das Kind vor «dem Wahn und der Gewalt der Erwachsenen schützen». Schutzengel aber müssten nicht Wesen mit Flügeln sein. «Das können wir sein», mahnte die Bischöfin.