Kirche erkennt angebliches Wunder nicht an

Die Tränen sind versiegt

Manche wollen sie sogar sprechen gehört haben. Geprüft wurde aber in den vergangenen Monaten vor allem, ob und wie die Madonnenstatue von Heroldsbach Anfang des Jahres geweint hat. Die Katholische Kirche entschied nun: Für ein Wunder reicht es nicht.

 (DR)

Die katholische Kirche hat das angebliche Tränenwunder im oberfränkischen Heroldsbach nicht anerkannt. "Es kann nicht von einem Wunder gesprochen werden", sagte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick am Freitag. Dies habe eine ausführliche Untersuchung ergeben, mit der der Bamberger Kirchenrechtler Alfred Hierold betraut war. Es sei nicht festzustellen gewesen, woher die Wassertropfen gekommen seien. "Heroldsbach bleibt wie bisher Gebetsstätte", sagte Schick.

Berichten zufolgte soll eine hölzerne Madonnenstatue am 12. Februar im Pilgerheim der oberfränkischen Gebetsstätte vor 60 Gläubigen geweint haben. Manche wollten sie sogar sprechen gehört haben. Hierold erklärte, alle 25 befragten Zeugen hätten die Tropfen bestätigt. Mit einer Ausnahme habe aber niemand bezeugen können, dass die Tränen aus den Augen der Madonna gequollen seien. Die gegenteilige Aussage einer Zeugin sei nicht glaubhaft, weil früher anwesende Zeugen diese nicht bestätigten, erklärte der Kirchenrechtler.

Chemische Analyse
Eine chemische Analyse habe zudem keine Anhaltspunkte geliefert, dass es sich um Tränenflüssigkeit gehandelt habe, sagte Hierold. Untersucht wurde ein Taschentuch, mit dem der örtliche Seelsorger Pater Dietrich von Stockhausen die Flüssigkeit abgetupft hatte. Auffallend sei, dass der Natriumgehalt fast gleich mit dem des Wassers aus der Leitung des Pilgerheims sei. "Deshalb ist nicht auszuschließen, dass jemand Wasser an die Figur gespritzt hat."

In Heroldsbach sollen sich seit Oktober 1949 mehrere marianische Erscheinungen und Visionen zugetragen haben, die sich bis 1952 angeblich täglich wiederholten. Es entstand eine Wallfahrt zum "Heiligen Berg" von Heroldsbach, an der an Festtagen bis zu 70.000 Pilger teilnahmen. Die Kirche hat die Echtheit der Erscheinungen bis heute nicht anerkannt. Allerdings errichtete der damalige Bamberger Erzbischof Karl Braun 1998 eine Gebetsstätte zum Zweck der "gesunden Marienverehrung". Eine schon bestehende private Stiftung wurde mit ihren Gebäuden formell der Kirche unterstellt.