Kirche Lateinamerikas würdigt Adveniat-Bischof Grave - Festakt in Essen

"Er liebt unser Volk"

Zum 75. Geburtstag von Adveniat-Bischof Franz Grave hat die katholische Kirche Lateinamerikas sein langjähriges Engagement für den Subkontinent gewürdigt. "Wir schätzen an Ihnen nicht nur die solidarische Unterstützung für die Kirche Lateinamerikas und der Karibik, sondern auch Ihre Liebe zu unserem Volk", sagte der kolumbianische Erzbischof Jorge Enrique Jimenez Carjaval als Vertreter des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM am Sonntagabend beim Festakt für den Essener Weihbischof. Grave ist seit 1992 Vorsitzender der Bischöflichen Adveniat-Kommission.

Weihbischof em. Franz Grave am domradio-Mikrophon (DR)
Weihbischof em. Franz Grave am domradio-Mikrophon / ( DR )

Jimenez hob Graves vielfältige Beziehungen zu Lateinamerika hervor. Auf vielen Reisen habe er Freundschaften mit den Menschen geschlossen und sich von ihrer Kultur bereichern lassen. Um die Nöte des Volkes zu verstehen, habe er Spanisch gelernt und viele Orte auf unwegsamen Pfaden besucht. Auch der Essener Bischof
Felix Genn hob Graves Einsatz für bessere Lebensbedingungen in Lateinamerika sowie im Ruhrgebiet hervor. Streitpunkten sei der gebürtige Essener nie aus dem Weg gegangen. "Bei manchen Konflikten scheinst Du zur Vollform aufzulaufen", so Genn. Theologie sei für Grave nie Theorie, sondern praktisches politisches Handeln.

Genn erinnerte an Graves enge Kontakte zu Unternehmern, Gewerkschaften, Handwerk, Landwirtschaft, Betriebsräten, Parteien, Behörden und Polizei. Vor dem Hintergrund der katholischen Soziallehre habe der Weihbischof viele Gesellschaftsgruppen in aktuelle Debatten einbezogen. Zeugnis dafür seien die im Bistum gegründeten Räte von Medizinern, Juristen und Ingenieuren. Genn dankte Grave auch für die "lebendige und kraftvolle" Unterstützung bei der großen Umstrukturierung der Diözese in den vergangenen Jahren.

An den Feierlichkeiten in den Räumen von Evonik Industries nahmen zahlreiche Vertreter aus Politik, Kirche und Wirtschaft teil, darunter NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU), der rheinische Präses Nikolaus Schneider und Evonik-Chef Werner Müller. Zuvor hatten sie eine Pontifikalvesper im Dom gefeiert. Grave sagte in seiner Predigt, die Botschaft Jesu besitze eine große gesellschaftspolitische "Sprengkraft". Sie widerspreche jedem menschlichen Machbarkeitswahn in Wissenschaft, Technologie oder in totalitären Systemen. "Wo der Mensch Gott ersetzen will, sich zum Maß aller Dinge macht, da bricht alles zusammen", warnte
der Weihbischof.

Der Geistliche hat das zum 75. Geburtstag vorgeschriebene Rücktrittsgesuch im Vatikan eingereicht. Er rechnet damit, dass es im Frühjahr angenommen wird. Der Weihbischof geht außerdem davon aus, dass die Deutsche Bischofskonferenz auf ihrer Frühjahrsvollversammlung einen neuen Adveniat-Vorsitzenden wählen
wird.

Grave, der 1932 als Sohn eines Handwerkers geboren wurde, erhielt 1959 vom damaligen Ruhrbischof Franz Hengsbach die Priesterweihe. Nach Stationen als Kaplan und Religionslehrer in Duisburg wirkte er als Diözesanpräses für das Kolpingwerk und die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB). 1970 übernahm er die Leitung des Seelsorgeamtes im Bischöflichen Generalvikariat. 1988 ernannte
Papst Johannes Paul II. ihn zum Weihbischof in Essen. Vier Jahre später wählte die Deutsche Bischofskonferenz Grave zum Vorsitzenden der Bischöflichen Aktion Adveniat. 2001 erhielt er die Ehrendoktorwürde des Uni Tegucigalpa in Honduras, im vergangenen Jahr den NRW-Verdienstorden.