Mehrere Hundert Iraker feiern ihren neuen Kardinal

Solidarität mit dem Irak

Mehrere Hundert Iraker haben die Erhebung des Chaldäischen Patriarchen Emmanuel III. Delly zum Kardinal am Samstag im Vatikan begeistert gefeiert. An der Zeremonie im Petersdom, bei der Delly gemeinsam mit 22 weiteren Kirchenmännern von Papst Benedikt XVI. in dessen engsten Beraterkreis aufgenommen wurde, nahmen die irakische Menschenrechtsministerin Wijdan Mikhail mit zahlreichen Parlamentariern sowie mehrere muslimische Scheichs und schiitische Mullahs teil.

 (DR)

Delly erhielt als Zeichen der neuen Würde statt des üblichen Biretts einen purpurroten Schaschtak, eine den Turm von Babel symbolisierende Kopfbedeckung chaldäischer Geistlicher. Als Oberhaupt einer katholischen orientalischen Kirche eigenen Rechts hat der Patriarch innerhalb des Kardinalskollegiums eine hervorgehobene Stellung.

Die irakischen Landsleute bereiteten dem 80-jährigen Delly nach dem Gottesdienst einen jubelnden Empfang und geleiteten ihn mit Nationalfahnen wie im Triumph über den Petersplatz. Aus Anlass der Kardinalserhebung waren eigens 250 in den USA lebende Iraker, 150 weitere aus europäischen Staaten sowie mehrere Dutzend Christen aus dem Irak selbst und anderen nahöstlichen Ländern nach Rom gereist.

Papst fordert Solidarität mit dem Irak
Benedikt XVI. hatte während des Gottesdienstes Patriarch Delly sowohl in seinen Einleitungsworten wie in seiner Predigt mehrfach hervorgehoben. Mit der Aufnahme des Chaldäer ins Kardinalskollegium wolle er die Verbundenheit mit den Menschen dieser Region bekunden, sagte der Papst. Die Weltgemeinschaft der Katholiken rief er zur Solidarität mit den "Christen dieser geliebten Erde" im Irak auf.

Ein chaldäischer Geistlicher aus Georgien, Erzpriester Benjamin Bet-Iedgar, sagte, die Würdigung für Delly sei insofern ein positives Zeichen, als sie den Blick der Welt auf den Irak lenke. Man müsse jedoch festhalten, dass alle Iraker ohne religiöse Unterschiede unter der derzeitigen Situation litten. Der Geistliche nannte es kontraproduktiv, wenn die Aufmerksamkeit sich nur auf die Christen richten würde und diese Gemeinschaft dadurch als getrennt von den übrigen Irakern erschiene. Die Christen wollten als Teil des gesamten irakischen Volks wahrgenommen werden.