Ausstellung informiert über Zwangsarbeit bei Kirchen

"Dienen unter Zwang. Erinnern, suchen, begegnen"

Über Zwangsarbeit in evangelischer Kirche und Diakonie im Rheinland während der NS-Zeit informiert seit Freitag eine Ausstellung im Bundesarchiv in Koblenz. Die Schau "Dienen unter Zwang. Erinnern, suchen, begegnen" umfasst Texttafeln, Zeitzeugen-Interviews und Fotos. Die Ausstellung entstand aus dem Begegnungs- und Versöhnungsprojekt zwischen der Evangelischen Kirche im Rheinland und ehemaligen Zwangsarbeitern.

 (DR)

"Eine schmerzliche Erkenntnis"
In Koblenz im Evangelischen Hospiz "Herberge zur Heimat" seien im Jahre 1943 insgesamt 26 Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter im Einsatz gewesen.
Der Einsatz von Zwangsarbeitern bei der Kirche sei eine schmerzliche Erkenntnis, erklärte der Koblenzer Superintendent Markus Dröge zur Eröffnung am Donnerstagabend. Er betonte, dass nur im Bekennen von Schuld die Hoffnung auf Versöhnung liege.

Der Historiker Uwe Kaminsky erklärte, dass die absolute Zahl der kirchlichen Zwangsarbeitskräfte im Vergleich zu anderen gesellschaftlichen Bereichen relativ gering gewesen sei. Für das Forschungsprojekt seien 18 ehemalige Zwangsarbeiter ermittelt werden, die über die ganze Ukraine verstreut lebten. Die ehemaligen Zwangsarbeiter seien oftmals auch nach ihrer Rückkehr in die Sowjetunion als vermeintliche Kollaborateure diskriminiert worden.

Schüler befragten Zeitzeugen
Für die Dokumentation hatten Schüler der Kaiserswerther und Bad Kreuznacher Diakonien ukrainische Studenten und Freiwillige der Aktion Sühnezeichen Zeitzeugen gesucht und sie nach ihren Erfahrungen als Zwangsarbeiter in Deutschland befragt. Zwischen 1939 und 1945 leisteten schätzungsweise 1.200 ausländische Frauen und Männer Zwangsarbeit in kirchlichen Einrichtungen im Rheinland, wie die Landeskirche erklärte.

Das 2001 begonnene Begegnungs- und Versöhnungsprojekt umfasst neben der Ausstellung auch kostenlose medizinische Hilfen für ehemalige Zwangsarbeiter sowie Projekte der Erinnerungskultur. Die rheinische Landeskirche realisiert bisher als einzige Landeskirche ein Projekt dieser Art.

Die Ausstellung ist bis zum 10. Januar 2008 im Bundesarchiv montags bis freitags jeweils von
8 bis 19 Uhr zu sehen.