Weihbischof Grave im domradio-Interview

Weihnachten und der Sinn

Am 25. November feiert Essens Weihbischof Franz Grave seinen 75. Geburtstag. Nach eigenem Bekunden weiß der Jubilar aus sicherer Quelle, dass Papst Benedikt XVI. sein wie vorgeschrieben eingereichtes Rücktrittsersuchen annehmen wird. Dann will Grave nach zwei Jahrzehnten als Weihbischof zu seinen priesterlichen Wurzeln zurückkehren. Vorher spricht er im domradio aber noch mal klare Worte: zu Weihnachtsmärkten, der Frage nach dem Sinn von Weihnachten und den Stellenwert des Konsums dabei.

Essens Weihbischof Franz Grave im domradio-Studio (DR)
Essens Weihbischof Franz Grave im domradio-Studio / ( DR )

Weihbischof Grave: "Ich würde die Diskussion eigentlich etwas radikaler, etwas grundsätzlicher ansetzen, nämlich die Frage, in wie weit ist die Botschaft von Weihnachten eine Dekoration für Konsum, oder in wie weit ist Weihnachten das Fest der Christen, wo die Christen die Menschwerdung Gottes feiern. Was machen wir als Christinnen und Christen aus dem Weihnachtsfest? Kann man an der Art und Weise, wie die Christen leben und wie Christen sich in der Gesellschaft heute artikulieren, erkennen, was für sie Weihnachten bedeutet."

Weihnachten ist das Hochfest der Geburt Jesu - und der Weihbischof macht deutlich, dass man sich darauf auch geistig vorbereiten sollte. Als stille Zeit ist der Advent da sehr wertvoll. Franz Grave ist ja auch ADVENIAT-Chef - die Kampagnen-Zeit des Hilfswerks schlägt sich deutlich in seinem Terminkalender nieder und die ruhigen Momente werden dadurch noch wertvoller. Ob mit oder ohne eröffneten Weihnachtsmarkt.

Weihbischof Grave: "Also, die Frage, ob der Weihnachtsmarkt drei Tage früher oder später eröffnet wird, tangiert mich in meiner weihnachtlichen Glaubensüberzeugung recht wenig, um nicht zu sagen, überhaupt nicht. Was Weihnachten ist, das hol ich mir von anderen Maßstäben, aber nicht von diesem. Es ist die Frage, wie ich mich als Christ auf diese säkularisierte Welt einstelle, und wie ich in dieser säkularisierten Welt meine Maßstäbe setze. Ob also Konsum für mich alles ist, ob eine Konsumwelt für mich auch schon eine glückliche und erfüllte Welt ist, oder ob nicht die Vertiefung im Glauben  die Zeit der vier Advent-Sonntage eine Zeit der Meditation, der Besinnung auf die Kernbestände unseres christlichen Glaubens ist."

Als alleinige Vorbereitung auf Weihnachten sei der Konsum auch adventlicher Güter keinesfalls ausreichend, betont der Weihbischof - wirklich wichtig sei auch für die vorweihnachtliche Stimmung anderes. Und die Diskussion über den Anfang von Weihnachtsmärkten - verkehrt ist sie nicht, deutet Franz Grave an - aber die entscheidende adventliche Frage ist eine andere.

Weihbischof Grave: "Wir müssen als Christen mehr Profil zeigen, wir müssen aus einem größeren christlichen Selbstbewusstsein heraus deutlich machen, was es bedeutet, dass Gott in der Menschwerdung  mit uns unterwegs ist. Und dass dies die wurzeln des Weihnachtsfestes sind, und wir hätten zu fragen, wie wir in einer säkularisierten Welt noch mehr dieses ursprüngliche christliche Weihnachtsfest feiern. Das andere sind auch wichtige Fragen, aber sie sind gemessen an meiner mehr radikaleren Frage sekundäre Fragen. Und ich möchte nicht gerne bei den wichtigen Lebensfragen unseres Glaubens vom Rande her kommen, da muss man vom Zentrum her kommen."