Bischof Fürst fordert bessere kirchliche Medienarbeit

"Bebilderte Amtsblätter reichen nicht"

Bischof Gebhard Fürst hat die Kirchen aufgefordert, ein neues Verhältnis zur Öffentlichkeitsarbeit zu entwickeln. "Bebilderte Amtsblätter reichen nicht", sagte der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart am Donnerstag in Berlin. Als Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz plädierte Fürst zugleich für einen offeneren Umgang mit neuen Medien. Und: ein katholischer Spartenfernsehsender soll kommen.

 (DR)

In einer Podiumsdiskussion bei den Zeitschriftentagen der Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) in Berlin zum Thema "Comeback des Christentums" konstatierte Fürst zwar einen "Boom des Religiösen", zugleich aber eine "Krise des Glaubens". Diese Diskrepanz fordere die Kirchen heraus. Der Chefredakteur der katholischen Verlagsgruppe Bistumspresse, Bernhard Remmers, verwies auf den Anstieg bei der Suche Jugendlicher nach sinnlichen Erlebnissen, Werten und Idealen. Dem müssten die Kirchen durch neue Angebote und verändertes Agieren in der Öffentlichkeit begegnen.

Helmut Frank, Chefredakteur des Evangelischen Sonntagsblatts Bayern, kritisierte mit Blick auf den "Papst-Medienhype" sowie den Zulauf bei Wallfahrten und religiösen Wanderungen, es gehe zu sehr um Spektakel und zu wenig um Inhalte. Die Kirchen sollten "mehr Angebote für den Alltag machen".

"Stern"-Vizechefredakteur Hans-Ulrich Jörges sagte, der Alltag sei heute durch "Individualisierung geprägt", aber zugleich suchten die Menschen nach Gemeinschaft. Diesen Spagat sollten die Kirchen auch in der Medienarbeit beachten und sich dabei "radikal und ohne Scheu aller modernen Mittel" bedienen. Remmers und Frank berichteten von erfolgreichen Versuchen für neue kirchliche Presseangebote wie Familienbeilagen und Krankenhaus-Illustrierten oder Magazine wie "Thema", die religiöses Basiswissen vermitteln.

Anhand des "Stern" und seiner neuen Online-Angebote riet Jörges den konfessionellen Verlegern, "dringend Markenpflege jenseits von Print" zu betreiben und mit neuen "Community-Elementen" attraktiver für junge Leute zu werden. Remmers und Frank sprachen sich für eine bessere Vernetzung der kirchlichen Online-Angebote sowie für personelle Verstärkung und innovative Inhalte aus. Bischof Fürst sagte, kirchliche Medienarbeit müsse "die Nische verlassen", dürfe nicht nur Verkündung der Kirchenleitung sein und müsse den Gläubigen und anderen Menschen eine "Plattform für Austausch" bieten. Bei der Jahresversammlung des Fachverbandes Konfessionelle Presse im VDZ zog der Verbandsvorsitzende Rudolf Thiemann eine positive Bilanz.

Auflagenrückgänge seien durch höhere Verkaufspreise kompensiert worden, nur beim Anzeigengeschäft werde es 2007 einen "leichten Dämpfer" geben, sagte er.