Berliner Arzt will Sterbehilfe leisten

Moralisch oder unwürdig?

Ein Berliner Arzt hat einem Medienbericht zufolge angekündigt, in Deutschland Sterbehilfe leisten zu wollen. Das "begleitete Sterben" müsse auch in Deutschland ohne Probleme möglich sein, so der Urologe Uwe-Christian Arnold nach einem Bericht der "Berliner Morgenpost" am Donnerstag. Um dieses Ziel zu erreichen, seien ihm auch spektakuläre Aktionen recht.

 (DR)

Arnold ist Vorsitzender des Vereins "Dignitate", einem Ableger der umstrittenen Schweizer Organisation Dignitas.
Die Berliner Ärztekammer warnt dagegen vor solchen Praktiken. Sollten Ärzte Beihilfe zum Suizid leisten, wäre dies ein klarer Verstoß gegen das Berufsrecht, das Medizinern vorschreibt, Leben zu erhalten und nicht aktiv zu verkürzen, sagte eine Sprecherin dem epd. Daher würde ein solches Verhalten auch zu einem Berufsrechtsverfahren führen, bei dem neben Ordnungsstrafen auch die "Berufsunwürdigkeit" ausgesprochen werden könnte. Die Approbation könnte allerdings nur durch den Berliner Senat entzogen werden.

Dignitas sucht Sterbewilligen als Präzedenzfall
Dignitas hatte in der vergangenen Woche wegen Beihilfe zum Suizid zweier Deutscher auf einem Schweizer Parkplatz Schlagzeilen gemacht.
Die Organisation hatte zudem angekündigt, im Großraum Berlin einen Sterbewilligen zu suchen, um in einem juristischen Präzedenzfall in Deutschland einen Freispruch für alle zu erreichen, die aktive Sterbehilfe leisten.

In der Schweiz ist die Beihilfe zum Suizid erlaubt, sofern die Helfer keine eigennützigen Motive verfolgen. In Deutschland und den meisten anderen europäischen Ländern ist lediglich aktive Sterbehilfe eindeutig untersagt. Nach den jüngsten Fällen von Freitodbegleitung in der Schweiz werden in Deutschland die Forderungen nach einem Verbot von Dignitas und einem Ausbau der Hospize und der Palliativmedizin lauter.

Alternative zum assistierten Suizid
Derweil kritisiert der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Kurt Koch, die Dienste von Dignitas. "Ich denke, dieses Angebot zum assistierten Suizid - also zur so genannten Sterbehilfe, wie Dignitas das versteht - löst das Problem am falschen Ort. Wir müssen alles daran setzen, dass Menschen menschenwürdig sterben können. Daher denke ich, dass dies eine große Herausforderung für den Staat ist. Doch wir haben viel zu wenig Palliativmedizin. Das ist die eigentliche Alternative zum assistierten Suizid."
Die Schweizer Bischöfe würden gerne eine öffentliche Diskussion lancieren, auch mit Einbezug der Sterbehilfeorganisationen. Dies sei allerdings schwierig, so Bischof Koch. "Ich denke zwar ebenfalls, dass es sinnvoll wäre, miteinander ein Gespräch zu führen. Aber auf dem Niveau, auf dem Herr Minelli - der Gründer von Dignitas - das mit uns begonnen hat, sehe ich keine Möglichkeit."


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