Köhler fordert fairen Handel mit Afrika

Eine Herzensangelegenheit

Bereits bei der ersten Station seiner Afrika-Reise hat Bundespräsident Horst Köhler deutlich gemacht, worum es ihm geht: das Werben für faire Handelsbedingungen und einen selbständigen Kontinenten. Afrika ist Köhler eine Herzensangelegenheit, der Besuch ist der vierte innerhalb seiner Amtszeit. Pater Wolfgang Schonecke, Geschäftsführer vom Netzwerk Afrika lobt im domradio-Interview köhlers Afrika-Politik: "Er bewegt damit etwas in die richtige Richtung."

 (DR)

"Europa fördert Armut statt Entwicklung"
Durch die Praktiken der Industrieländer würde Armut statt Entwicklung gefördert, so Pater Schonecke im domradio-Interview. Armut würde zu einem großen Teil von Europa produziert, durch die  "Dumping-Preispolitik" der Industriestaaten. "Dass wir unsere Agrarprodukte unter dem Produktionspreis auf den Weltmarkt bringen, macht die lokalen Märkte in Afrika kaputt", erläutert Pater Schonecke. An diesem Punkt müsse angesetzt werden, sonst würde es keine Entwicklung in Afrika geben.

Partnerschaft statt Vorherrschaft
Bundespräsident Köhler habe Afrika mit menschlichen Augen gesehen und sich von den Problemen dieses Landes anrühren lassen, so Schonecke. Dieses Mitfühlen will der Bundespräsident jetzt in der Politik umsetzen. Köhler liege es am Herzen, dass Verhältnis zwischen Afrika und Europa "fundamental zu verändern". Dieses Verhältnis sei immer noch ein koloniales, in dem Europa den Afrikanern diktiere, was zu tun sei. Köhler wolle "dieses Verhältnis in eine echte Partnerschaft verwandeln", erklärt Pater Schonecke. Das Bemühen Köhlers, Afrika auf gleicher Augenhöhe zu begegnen, schätzt Pater Schonecke besonders an dem Afrika-Engagement des Bundespräsidenten. "Ich glaube, er bewegt damit etwas in die richtige Richtung."

Afrika-Partnerschaftsforum
Am Montag hatte Köhler in Algier das neunte Afrika-Partnerschaftsforum eröffnet. "Faire Handelsbedingungen sollten auch den Abbau von Zöllen der Industrieländer auf verarbeitete Produkte einschließen", sagte Köhler in seiner Eröffnungsrede. Um Arbeit und Einkommen in Afrika zu schaffen, müsse sich dort in viel stärkerem Maße als bisher auch ein verarbeitendes Gewerbe entwickeln können. "Und wir brauchen eine Politik und Verfahren, die sicherstellen, dass der Rohstoffreichtum Afrikas vor allem den Völkern dort zugute kommt", fügte Köhler hinzu.

Teilnehmer des Afrika-Partnerschaftsforums sind Vertreter der G8-Staaten sowie der OECD und reformorientierter afrikanischer Länder, die sich in der Initiative "Neue Partnerschaft für Afrikas Entwicklung" (NEPAD) engagieren.

Köhler: Einmal pro Jahr nach Afrika
Wohl kein deutscher Spitzenpolitiker kennt Afrika so gut wie der Bundespräsident. Mittlerweile war er in über 20 Ländern, der Mehrzahl der Präsidenten des südlichen Afrika begegnete er persönlich. Einmal pro Jahr, so hat er sich vorgenommen, soll ihn eine große Reise dorthin führen. Zuletzt war er Anfang des Jahres in Afrika.

Köhler verhehlt nicht, dass auch er einen Lernprozess durchgemacht hat: Als IWF-Direktor sei er einmal mit Mosambiks damaligem Präsidenten Joaquim Chissano zusammengetroffen, in der Aktentasche die Empfehlung des Währungsfonds, alle Cashew-Nüsse-Betriebe des Landes zu privatisieren.

Da habe Chissano ihn beiseite genommen und ihm die Geschichte der Cashew-Kerne, seines Volkes und der Region erzählt. Spätestens damals sei ihm klar geworden, dass es Unsinn sei, vom "grünen Tisch in Washington über die Privatisierung in Mosambik" zu entscheiden, erzählt der Präsident. "Wir sind gut beraten, zuzuhören, wie die Afrikaner ihre Wirtschafts- und Sozialstrukturen selbst beurteilen, und dann zu versuchen, gemeinsam mit ihnen voran zu kommen."