Koalition streitet um Klimaschutzziele - Umweltministerium kritisiert USA - Weltklimarat: Folgen des Klimawandels unumkehrbar

Klimawandel kennt keine Grenzen

Vor dem Hintergrund der Verhandlungen über den letzten Teil des Weltklimareports streitet die große Koalition über die deutschen Klimaschutzziele. Die SPD möchte den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 um 80 Prozent gegenüber 1990 reduzieren, die Union dagegen lehnt eine solche Festlegung ab. Das Umweltministerium kritisierte unterdessen die USA mit Blick auf die Verhandlungen in Valencia scharf. Das Land spiele "erneut eine unrühmliche Rolle". Derweil hält einem Entwurf zufolge der Weltklimarat (IPCC) die Folgen des Klimawandels für nicht mehr umkehrbar.

Autor/in:
Kerstin Münstermann
 (DR)

"Die Union muss jetzt klären, wer beim Thema Klimaschutz den Ton angibt: die Kanzlerin oder die Bremser in der Fraktion", sagte SPD-Fraktionsvize Ulrich Kelber mit Blick auf die im Dezember anstehende Klimakonferenz auf Bali. Während Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sich zu den 80 Prozent bekenne, gehe die Unions-Fraktion auf Distanz. Wenn es um das Klima gehe, heiße es, "Merkel und die SPD allein zuhaus", sagte Kelber weiter. Ohne das Bekenntnis auf 80 Prozent werde es zu keinem gemeinsamen Antrag im Bundestag kommen. Die Festlegung sei die einzige Chance, auf Bali auch China und Indien an den Tisch zu bekommen. Kelber kündigte eine kontroverse Debatte am Donnerstag im Bundestag an. Wenn die Union sich Klimaschutzzielen verweigere, "dann machen wir das öffentlich".

Der CDU-Umweltpolitiker Andreas Jung sagte dagegen, es gebe aus Sicht der Union keine belastbaren Zahlen, die das 80-Prozent-Ziel untermauerten. Es sei daher völlig unverständlich, dass die SPD den gemeinsamen Antrag jetzt blockiere.

Hintergrund des Koalitionsstreits sind die Berichte des Weltklimarates. Dieser hatte den Industriestaaten empfohlen, den Anstieg der globalen Temperaturen auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Dazu muss nach Berechnungen der Experten in den Industriestaaten der Ausstoß von Treibhausgasen um 80 Prozent sinken.

In den jüngsten Beratungen des Weltklimarats über den vierten und letzten Bericht zum Weltklimareport in Valencia üben die USA nach Ansicht des parlamentarischen Staatssekretärs im Umweltministerium, Michael Müller (SPD), erneut eine Blockaderolle aus. Trotz der Empfehlungen des G8-Gipfels von Heiligendamm, trotz der Anerkennung des IPCC durch den Friedensnobelpreis und trotz der "erdrückenden Fakten" versuchten die USA erneut, den Zusammenhang zwischen menschengemachten Treibhausgasemissionen und Klimaänderungen zu relativieren, sagte Müller, der an den Verhandlungen in Valencia teilnimmt.

Die Fachleute in Valencia warnen unterdessen vor der Unumkehrbarkeit der Klimaerwärmung. "Selbst unter den striktesten Klimaschutzszenarien sind eine weitere Erwärmung und einige der damit verbundenen Auswirkungen im Laufe des 21. Jahrhunderts bereits unvermeidlich", heißt es in einem Report, aus dem die "Berliner Zeitung" zitiert.

Danach gehören zu den unvermeidlichen Folgen zunehmender Wassermangel, mehr Dürren, ein erhöhtes Risiko von Waldbränden sowie ein weiterer Anstieg des Meeresspiegels. Ohne durchgreifende Änderungen in der Klimapolitik würden bis 2100 Hunderte Millionen Menschen unter Wassermangel leiden, mehr als 40 Prozent aller Arten aussterben und 30 Prozent aller Küstenfeuchtgebiete verloren gehen.

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